Entwurmung beim Pferd
Pferd wird entwurmt
Entwurmung beim Pferd

Wurmkur beim Pferd: Wann ist sie sinnvoll?

Früher war es eine klare Angelegenheit: Die Wurmkur beim Pferd wurde viermal im Jahr vollzogen – unabhängig davon, ob Parasiten vorhanden waren oder nicht. Jedoch haben die lästigen Schädlinge aufgrund dieser Vorgehensweise inzwischen Resistenzen aufgebaut. Was nun? Das ist die Frage, mit der wir uns beschäftigen wollen.

So war’s früher: strategische Entwurmung

Bevor wir uns mit neuen Herangehensweisen beschäftigen, wollen wir uns doch noch einmal den „alt bewährten“ Methoden widmen. Bis vor wenigen Jahren war es üblich, dass alle 3 bis 4 Monate eine Wurmkur beim Pferd durchgeführt wurde.

Diese Kuren waren jeweils auf die aktuell bekannten Parasiten abgestimmt und der Jahreszeit entsprechend gewählt. Jedoch verzichtete man auf die aufwendigen (und kostspieligen) Tests, um zu überprüfen, ob das Pferd überhaupt unter einem Befall litt.

Gespaltene Meinungen

Ganz klar hat diese Methode einen entscheidenden Vorteil: Es werden (in der Theorie) einfach alle Parasiten unschädlich gemacht. Das schließt auch jene mit ein, die bei einer Kotuntersuchung vielleicht nicht erkannt wurden.

Allerdings hat sich über die Zeit auch ein Nachteil bemerkbar gemacht: Die Parasiten werden zunehmend immun gegen die Wirkstoffe. Wird ein Pferd also mehrmals, eigentlich grundlos entwurmt, so bilden sich Immunkörper in seinem Körper. Kommt es nun tatsächlich mal zu einem Befall, kann das eine aufwendige Behandlung nach sich ziehen.

Strategisch entwurmen – so wird es gemacht

Wie Sie später feststellen werden, ist diese Methode des strategischen Entwurmens trotzdem nicht gänzlich zu verwerfen. Darum wollen wir auch einmal beleuchten, wann und wie oft welche Wurmkuren dabei zum Einsatz kommen.

Die Wahl der Kur ist immer davon abhängig, welche Parasiten gerade „aktuell“ sind. Häufig führen Ställe einen Sammeltermin durch, bei dem alle Pferde mit den gleichen Präparaten entwurmt werden. Diese Präparate werden unterdessen auch oft gegen vergleichbare Varianten getauscht, um der Resistenzbildung entgegen zu wirken.

Außerdem ist der Einsatz der verschiedenen Wirkstoffe abhängig von der Jahreszeit. Wir haben darum eine kurze Übersicht zusammengestellt, wann für gewöhnlich welche Wurmkur durchgeführt wird.

  • März bis Juli: Kur gegen Rundwürmer. Mögliche Wirkstoffe: Ivermectin, Pyrantel, Moxidectin, Benzimidazole
  • September und Oktober: Kur gegen Lungenwürmer, Rundwürmer und Magendrasseln. Mögliche Wirkstoffe: Ivermectin, Praziquantel
  • November und Dezember: Kur gegen Bandwürmer, Rundwürmer und Magendrasseln. Mögliche Wirkstoffe: Ivermectin, Pranziquantel, Moxidectin
Würmer nach Entwurmung

Nach dem Entwurmen keine Seltenheit. Die Würmer zeigen sich.

Endoparasiten bei Pferden: verschieden Wurmarten

Moderne Vorgehensweise: die selektive Entwurmung

Nachdem das Problem der Immunität der Parasiten erkannt wurde, musste eine zeitgemäße Lösung her. Daraus entstand das Konzept der selektiven Entwurmung. Wird eine solche Wurmkur durchgeführt, dann beruht sie immer auf einer Diagnose, also einer vorangegangenen Kotuntersuchung.

Zudem werden nun auch weitere Wurmarten mit einbezogen. Neben den Band-, Magen- und Lungenwürmern sowie Magendrassellarvern werden auch kleine und große Strongyliden (Blutwürmer), Pfriemenschwänze, Faden-, Zwergfaden- und Spulwürmer effektiv behandelt.

Welches Pferd wird entwurmt? – ein Ampelsystem

Widmen wir uns nun der entscheidenden Frage: Wann wird welches Pferd entwurmt? Dabei legen Tierärzte ein Ampelsystem zu Grunde. Alle Pferde werden ab ihrem dritten Lebensjahr regelmäßigen Kotuntersuchungen unterzogen – zweimal im Frühjahr, einmal im Sommer und einmal im Herbst. Ab dem fünften Lebensjahr sind es nur noch zwei Untersuchungen im Jahr.

Werden weniger als 200 Strongyliden-Eier je Gramm Kot festgestellt und sind zudem keine Band- oder Spulwürmer und keiner Pfriemenschwänze vorhanden, gehört das Pferd der grünen Gruppe an. Es muss nicht entwurmt werden.

Fallen nur Würmer aus maximal zwei Kategorien auf, ordnet man das Pferd in die gelbe Gruppe ein. Es wird nun gezielt für diese Parasiten entwurmt. Pferde aus der roten Gruppe – also mit mehr Parasiten – hingegen müssen regelmäßig entwurmt werden. Jedoch wird auch im letzten Fall immer wieder eine Kotprobe genommen, um die Effektivität der Kur zu prüfen.

Entscheidender Faktor: das Immunsystem

Das Schöne an der selektiven Entwurmung ist, dass das eigene Immunsystem eines Pferdes mit berücksichtigt wird. Bei den meisten Tieren wehrt dieses nämlich selbst den Wurmbefall ab, weswegen die medikamentöse Behandlung eigentlich gar nicht nötig wäre. Nur etwa ein Drittel der Pferde braucht die Unterstützung einer Wurmkur und auch die gern nur ganz gezielt.

Die einzige Ausnahme bildet dabei der Bandwurm. Dieser kann vom Pferd nicht selbst abgewehrt werden und muss deswegen unbedingt mit einer Wurmkur behandelt werden. Das ist allerdings beim Menschen nicht anders.

Kostspieliger aber effektiver?

Wie Sie sich wahrscheinlich vorstellen können, kostet die selektive Methode zu Beginn mehr als eine strategische Entwurmung. Die Kotuntersuchungen sind schließlich aufwendig. Jedoch gleichen sich die Kosten bei den meisten Pferden aus, da sie entsprechend weniger Medikamente bekommen müssen.

Außerdem besteht bei einer strategischen Entwurmung immer die Gefahr, dass die Parasiten Resistenzen aufbauen. Geschieht das, ist die Weiterbehandlung ebenfalls wesentlich kostenintensiver.

Ausnahme Fohlen

Bei Fohlen wird prinzipiell ähnlich vorgegangen: Auch bei ihnen erfolgen Kotuntersuchungen. Jedoch lohnt es sich hier trotzdem, die Jungtiere einer regelmäßigen Wurmkur zu unterziehen, um vor allem den kleinen Strongyliden und den weit verbreiteten Spulwürmern entgegen zu wirken.

Außerdem wichtig: Wird bei einem Fohlen ein Wurmbefall festgestellt, sollten alle Tiere der gleichen Altersgruppe ebenfalls der passenden Wurmkur unterzogen werden. Eine Verbreitung ist hier sehr häufig und kann so vorgebeugt werden.

Fohlen entwurmen

Kotprobe vor der Entwurmung beim Fohlen

Fohlen entwurmen nicht so einfach

Dosierung der Wurmkur beim Pferd

Unabhängig von dem wann und wie, ist das wie viel wichtig. Entscheidend ist bei der Verabreichung einer Wurmkur immer das Körpergewicht eines Pferdes. Jeder Hersteller gibt normalerweise eine Dosierungsanweisung auf dem Präparat an. Handelt es sich um eine Wurmpaste, können Sie davon ausgehen, dass sie meist für ein 700 kg schweres Pferd ausreicht.

Um festzustellen, welches Präparat gerade eingesetzt werden sollte bzw. welche Parasiten momentan akut vorkommen, wenden Sie sich am besten an Ihren Tierarzt. Dieser erstellt auch einen Entwurmungsplan individuell für Ihr Pferd. Außerdem stellt er Ihnen das passende Rezept aus, da Wurmkuren nicht mehr frei verkäuflich in Deutschland erhältlich sind.

Parasiten vorbeugen: Das können Sie tun

Um den Einsatz einer Wurmkur bzw. dem Befall eines Pferdes vorzubeugen, können Sie selbst einige Maßnahmen einleiten. Die Hygiene von Stall und Weide ist dabei entscheidend für das Vorkommen von Parasiten – sie können nämlich nur unter bestimmten Bedingungen überleben.

Wenn Sie die Weide regelmäßig alle zwei bis drei Tage sorgfältig abäppeln, nehmen Sie bereits einen Schritt in die richtige Richtung. Auch das regelmäßige Wechseln der Weide und das Mähen kann die Wahrscheinlichkeit eines Wurmbefalls enorm einschränken.

Im Stall selbst wird das Risiko durch das tägliche Ausmisten verringert. Auch auf eine Bodenfütterung sollen Sie hier möglichst verzichten, da sich hier die meisten Parasiten befinden.

Wurmbefall beim Pferd

Parasiten können auch mit dem bloßen Auge erkannt werden

Wurmbefall sichtbar in den Pferdeäpfeln

Fazit: Pferd entwurmen – ja oder nein?

Ganz auf das Entwurmen können Sie wohl nie verzichten. Jedoch ist dann immer die Frage, wie Sie vorgehen wollen. Besteht ein akuter Verdacht auf einen Befall, kann eine strategische Entwurmung durchaus eine Option sein. Ansonsten ist es auf jeden Fall auch sinnvoll, zuvor eine Kotprobe zu nehmen und gezielt gegen die Parasiten vorzugehen.

Fragen Sie am besten bei Ihrem Tierarzt nach, denn er wird Ihnen einen individuellen Plan vorlegen. Außerdem weiß er auch, ob bei Ihrem Pferd die Gefahr besteht, dass es von Würmern befallen ist, jedoch keine Eier ausscheidet. In diesem Fall wäre nämlich dennoch eine Wurmkur notwendig.

Quellen
www.st-georg.de/…/sinnvolle-entwurmung-die-richtige-wurmkur-fuers-pferd/
www.pferd-aktuell.de/…/entwurmung-von-pferden
www.pferdefluesterei.de/wurmkur-pferd

3 Kommentare zu “Wurmkur beim Pferd: Wann ist sie sinnvoll?”

  1. Birte sagt:

    Mein Isi wäre mit gerade 10 Jahren fast an Parasiten insbesondere Bandwurm und Magendassel fast gestorben. OP und 16 Tage Klinik haben ihn gerettet! Danke an die Pferdeklinik in Leichlingen!
    Er hat im Dezember eine große Wurmkur und jetzt im Mai eine kleine vom Stall bekommen und ich habe mich darauf verlassen dass das ausreicht. Er war jetzt im Mai nach der Wurmkur immer noch massiv mit Parasiten belastet.
    Ich habe jetzt viel gelesen und mit Tierärzten gesprochen. Magendassel lassen sich in den Äppeln nicht nachweisen und bei Bandwurmbefall ist es auch nicht sicher in den Äppeln nachweisbar.
    Mein Isi bekommt ab jetzt Anfang November und im Februar eine große Wurmkur und dann noch die üblichen 2 im Sommer. Ich brauche das echt nicht noch einmal!
    Zum Thema Chemiekeule Wurmkur, ich möchte nicht wissen was er jetzt alles an Chemiekeulen bekommen hat.
    Und kostenmässig waren das jetzt knapp 10.000€. Dafür hätte es viele Wurmkuren gegeben.

    • Equidocs sagt:

      Das klingt ja wirklich böse. Leider lassen sich die Chemiekeulen nicht immer umgehen. Wir wünschen Alles Gute!