Eine rossige Stute hebt ihren Schweif
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Erfahren Sie, wie Sie eine rossige Stute erkennen, wie Sie mit Problemen umgehen und wann der Zeitpunkt zum Besamen gekommen ist!

Die rossige Stute: Verhalten, Verlauf und Hilfe während des Zyklus

Sie wollen lernen, eine rossige Stute zu erkennen? Es interessiert Sie, wann sie besamt werden kann? Ist Ihr Pferd besonders verhaltensauffällig und Sie wollen dem entgegenwirken? Oder sind Sie sich nicht sicher, ob der Zyklus überhaupt normal abläuft? Diesen und weiteren wichtigen Punkten rund ums Thema widmen wir uns hier. Lesen Sie weiter!

Rosse im Überblick: Definition und Anzeichen

Als Rosse wird im Grunde die Zeitspanne bezeichnet, in der eine Stute paarungsbereit ist. Da der Sexualzyklus, wie beim Menschen auch, hormonell geregelt wird, sind einige körperliche Erscheinungen für diese Zeit typisch. Die Zeichen zu erkennen, ist für Sie nicht nur bei der Besamung entscheidend, sondern auch beim alltäglichen Training. Symptome sind:

  • die rossige Stute biedert sich bei Hengsten und Wallachen an: breitbeiniges Aufstellen, mit den Schamlippen blitzen und absondern einer Mischung aus Schleim und Harn
  • Anheben und Zurseitelegen des Schweifs
  • teilweise erscheinen die Pferde beim Putzen kitzelig (v. a. im Lenden- und Rückenbereich)
  • leicht reizbares Verhalten
  • quietschen
  • angespanntes Laufen unter dem Sattel
  • außerdem möglich: ungewöhnliche Anhänglichkeit, Rittigkeitsprobleme, aggressives Verhalten, leichte Koliken
Ein Pferd hebt seinen Schweif

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Erhobener Schweif, Ausfluss und Unruhe: alles Anzeichen einer rossigen Stute

Generell ist die rossige Stute aber immer ein Individuum. Nur weil Ihre Dame auf die eine Weise reagiert, bedeutet das nicht, dass das Nachbarpferd sich genauso verhält. Wir haben oben nur typische Anzeichen aufgeführt. Diese müssen nicht (alle) auch bei Ihrem Tier ersichtlich sein.

Zudem führen verschiedene Umstände zu Unregelmäßigkeiten im Zyklus. So kann viel Stress zum einen zu langen Ruhephasen bewirken, zum anderen aber auch eine Dauerrosse begünstigen. Starkes Training wiederum sorgt häufig dafür, dass rossige Stuten kaum sichtlich geschlechtsreif sind. Denn durch die hohe körperliche Anstrengung rückt das Paarungsverhalten in den Hintergrund.

Eine trächtige Fuchs-Stute

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Pferd ist trächtig

Biologisch betrachtet: Was löst die Rosse aus?

Kurz zusammengefasst, bildet sich während der Rosse im Hypothalamus (ein Teil des Zwischenhirns) das Gonadotropin Releasing Hormon (kurz: GnRH). Dieses sorgt dafür, dass ein Follikel stimulierendes Hormon (FSH) ausgeschüttet und über das Blut zu den Eierstöcken transportiert wird.

Dort angekommen, reift durch dieses ein Follikel, das die Gebärmutter auf eine mögliche Befruchtung vorbereitet. Hierbei bildet sich ebenfalls Östrogen, welches maßgeblich an den Verhaltensauffälligkeiten beteiligt ist. Der Eisprung zum Ende der Rosse wird abschließend durch das luteinisierende Hormon (LH) ausgelöst.

Generell variiert die Zeit der Ovulation jedoch von Stute zu Stute. Zwischen zwei Tagen vor bis zwei Tagen nach Ende der Rosse ist alles möglich. Das macht auch die Befruchtung so schwer. Denn damit die Besamung gelingt, sollte sie etwa 48 Stunden vor dem Eisprung stattfinden. Damit Ihre Zucht Erfolge verzeichnet, geben wir gleich noch wichtige Hinweise.

Ein Fohlen hebt seinen Schweif

ein schwarzes Fohlen

Fohlen entwurmen nicht so einfach

Rossige Stuten im Verlauf der Jahre

Wenn wir von dem Geschlechtszyklus sprechen, unterscheiden wir zwischen drei Phasen: dem Östrus, also der eigentlichen Paarungsbereitschaft, dem Diöstrus, sprich der Zeit zwischen den Geschlechtsreifen und dem saisonalen Anöstrus, der Zyklusruhe. Letztere findet in der Regel im Winter statt. Denn nicht nur der Hormonpegel hat einen Einfluss darauf, ob und wann eine Stute rossig wird.

Die Temperatur bzw. das Tageslicht spielt eine ebenso entscheidende Rolle. Darum setzt die Rosse im Winter meist aus – zumindest hierzulande. Hintergrund hierfür ist die Geburt der Fohlen. Denn diese sollen zur Weidezeit zur Welt kommen. Wenn Sie die 11-monatige  Trächtigkeit bedenken, muss die Stute entsprechend zwischen April und Juni besamt werden. Und so ist es vom Körper auch gewollt, denn in dieser Saison findet die Hauptrosse statt.

Ein Warmblut trabt mit erhobenen Schweif durch den Schnee

Warmblut-Stute im Schnee

Manchmal verschiebt sich der Abstand zwischen den Paarungszeiten jedoch, wenn es zum Beispiel im Frühling ungewöhnlich kalt ist. Hohe Temperaturen hingegen begünstigen die Rosse. Es kann übrigens trotz Anöstrus vorkommen, dass Ihre Stute rossig scheint. Der Eisprung setzt allerdings dennoch aus und das Pferd ist entsprechend unfruchtbar. Verhaltensauffälligkeiten, wie wir sie oben beschrieben haben, liegen dann an dem Hormonhaushalt, der dem üblichen Zyklus weiterhin entspricht. Was Sie dagegen tun können, erklären wir gleich.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Rhythmus: ca. alle 3 Wochen bzw. alle 19 bis 24 Tage
  • Dauer der Rosse: 2 bis 12 Tage
  • Zeitraum: i. d. R. März bis September (abhängig von den Temperaturen), mit der Hauptrosse von April bis Juni
  • Geschlechtsreife: ab etwa 1,5 Jahren bis zum Lebensende
Ein Schimmel frisst aus einem Futtereimer

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Passe das Pferdefutter immer individuell an

Die rossige Stute unterstützen

Gerade, wenn Ihre Stute zu auffälligem Verhalten während der Rosse neigt, kann es sinnvoll sein, vorbeugend einige Maßnahmen einzuleiten. Wir haben bereits einen Beitrag dazu verfasst, wie Sie Ihr Pferd beruhigen. Dieser gibt erste Tipps und Ansätze, die auch während der Geschlechtsreife hilfreich sein können.

Zudem ist allen voran die richtige Fütterung wichtig. Insbesondere bieten sich magnesiumreiche Optionen an. Gleichermaßen eignen sich viele Kräuter und pflanzliche Mittel dafür, Ihrem Pferd etwas Ruhe zu schenken und den natürlichen Zyklus zu unterstützen. Die Wichtigsten stellen wir Ihnen hier kurz vor:

Kraut Wirkung
Mönchspfeffer
  • reduziert auffälliges Verhalten bei rossigen Stuten und hengstigen Wallachen
  • unterstützt Fruchtbarkeit
Frauenmantel
  • reguliert den Hormonhaushalt
Himbeerblätter
  • fördern die Fruchtbarkeit
  • wirken entkrampfend
Rotklee
  • gleicht den Östrogenspiegel aus
  • enthält u. a. Magnesium, Vitamin C und Kalzium
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Rossige Stuten besamen

Das Wichtigste vorab: Zuchtversuche sollten Sie immer von einem Tierarzt begleiten lassen. Nicht nur kann dieser dank Ultraschall den richtigen Zeitpunkt zur Befruchtung bestimmen, er erkennt auch erste Anzeichen, falls etwas nicht stimmen sollte. So können Sie besser auf Ihre rossige Stute eingehen und präventive Maßnahmen einleiten.

Soll eine Besamung Ihres Pferdes stattfinden, müssen Sie diese an den Eisprung anpassen. Um die optimalen Ergebnisse zu erzielen, ist es ratsam, den Deckakt etwa alle 48 h während der fruchtbaren Zeit zu wiederholen. Verwenden Sie Tiefgefriersperma, verringert sich der Zeitraum. Dieses sollte etwa 12 Stunden vor bzw. nach dem Eisprung eingebracht werden.

Übrigens: Der Natursprung, also die Bedeckung auf der Weide, gilt nach wie vor als effektivste Variante. Denn die Pferde selbst wissen oft am besten, wann der richtige Moment gekommen ist. Allerdings birgt diese Option auch das höchste Verletzungsrisiko, gerade wenn die Stute nicht bereit ist. Neigt sie also schon von Grund auf zu eher aggressivem Verhalten, sollten Sie besser auf die künstliche Methode zurückgreifen.

Jemand hält eine Spritze in der Hand. Im Hintergrund steht ein Pferd

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Einige Hormone können das Pferd beeinflussen

Was tun gegen die Rosse?

Haben Sie (momentan) nicht vor, Ihre rossige Stute zu besamen, kann es in manchen Fällen sinnvoll sein, den Hormonzyklus zu unterbrechen. Jedoch empfehlen wir dies nur, wenn die Pferde in ihren fruchtbaren Zeiten zu extremen, gar aggressiven Verhaltensmustern tendieren. Um dem entgegenzuwirken, kann der Tierarzt eine Hormontherapie einleiten.

In den meisten Fällen wird hierfür ein Wirkstoff namens Altrenogest verwendet. Dieser verhindert die Rosse. Wollen Sie jedoch auf einem FN-Turnier starten, sollten Sie eine nicht-medikamentöse Option wählen. Denn die oben genannten Präparate sind nicht zugelassen. An FEI-Turnieren hingegen dürfen Sie weiterhin teilnehmen.

Eine alternative Variante stellen Glas- bzw. Teflonmurmeln dar. Diese werden vom Tierarzt direkt in den Uterus eingesetzt. Hier simulieren sie dem Gehirn eine Trächtigkeit. Allerdings zeigten Studien bisher durchwachsene Erfolge. Nur bei weniger als der Hälfte der Testsubjekte wirkten die Kugeln als zuverlässiger Unterdrücker der Rosse. Zudem ist es in Deutschland nicht ganz einfach, einen Veterinär zu finden, der sich mit dieser Methode ausreichend auskennt.

Ein braunes Pferd wälzt sich im Sand

Foto: © virgonira, Quelle: Adobe Stock

Bei Schmerzen im Magen-Darm-Bereich wälzen sich viele Pferde.

Probleme bei rossigen Stuten

Ungewöhnliches Verhalten kann ein Anzeichen für schwerwiegendere Krankheiten sein. Hört Ihre rossige Stute gar nicht mehr auf sich anzubiedern, wirkt allgemein besonders aufgewühlt oder leidet an wiederkehrenden Koliken, sind das Anzeichen einer Dauerrosse. Diese rührt nicht selten von Eierstocktumoren, welche dafür sorgen, dass der Hormonhaushalt aus der Balance gerät.

Zwar sind diese oft gutartig, beseitigt werden müssen sie dennoch. Kleine Exemplare kann Ihr Veterinär bereits endoskopisch entfernen. Größere hingegen wird er unter Vollnarkose herausoperieren müssen. Erst nach dieser OP sind die meisten Stuten wieder fruchtbar. Davor tritt trotz bzw. gerade wegen der Dauerrosse kein Eisprung ein.

Ein anderes Phänomen sind die sogenannten Blubberstuten. Bei diesen schließt sich die Scham nur noch schlecht. Dadurch entsteht eine anhaltende Reibung, welche im Galopp zu blubbernden Geräuschen führt. Diese Überreizung hat oft Scheiden- und/oder Gebärmutterentzündungen zur Folge. Das Ganze wird schnell schmerzhaft, lässt sich aber durch einen kleinen Eingriff vom Tierarzt meist heilen. Hierbei näht er die Schamspalte zum Teil zu.

Eine Person reitet im Freien auf einem Pferd

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Nicht nur selber reiten, sondern das Ganze auch von außen beobachten

Zusammengefasst: rossige Stuten im Überblick

Die Rosse ist ein ganz normaler Teil im Zyklus der Stute. Bei den meisten Tieren läuft sie relativ entspannt ab. Generell können Sie aber eine große Varianz an Symptomen erkennen. Selbst an einem Pferd kann das Verhalten von Mal zu Mal schwanken. Seien Sie deshalb während dieser Zeit generell wachsam und gedulden Sie sich. Schauen Sie, wie sich Ihr Tier verhält. In manchen Fällen kann es besser sein, wenn Sie das Reiten für die fruchtbaren Tage aussetzen.

Ist Ihre rossige Stute besonders auffällig oder wollen Sie die Besamung erleichtern, können Sie zu speziellen Zusatzfuttern greifen. Eine große Auswahl finden Sie bei uns im Equidocs.de Shop. Achten Sie aber auch auf Anzeichen für ernsthaftere Erkrankungen, allen voran der Dauerrosse. Diese sollten Sie schnellstmöglich vom Tierarzt untersuchen lassen, um Spätfolgen vorzubeugen.

Weiterführende Links
www.cavallo.de/…/rossige-stuten-richtiger-umgang/
www.pferd-spezial.de/…/wie-oft-und-wie-lange-ist-eine-stute-rossig/
www.das-eigene-pferd.de/…/stute-rossig/
www.msd-tiergesundheit.de/…/besamung-und-deckakt/

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