Paddockboxen im Pferdestall
Pferdestall mit Paddock

Schluss mit trockenem Husten: Stallklima im Pferdestall

Sie als Reiter verbringen sicherlich viel Zeit im Pferdestall. Ist Ihnen dabei schon einmal aufgefallen, dass die Gebäude idealerweise auf eine ganz besondere Weise konzipiert sind, damit möglichst viel Licht und frische Luft hinein strömen? Mit dieser Bauweise soll das Stallklima verbessert und an die natürliche Lebenssituation der Tiere angepasst werden. Worauf genau Sie bei der Planung eines Stalls oder beim Aussuchen eines passenden für Ihren Liebling achten sollten, erfahren Sie hier!

Definition Stallklima: für ein Wohlfühl-Ambiente

Betrachten wir einmal das wilde Pferd: Es lebt in der Steppe und ist unendliche Weiten gewöhnt. Das Futter ist eher spärlich verteilt, weswegen es am Tag mehrere Kilometer Strecke in der Herde zurücklegt. Der Organismus ist dabei ideal an die Massen frischer Luft und Sonnenlicht angepasst.

Ammoniakgeruch, welcher sich beim Zersetzen von Urin bildet, sowie Staub hingegen kennen die Lungen der Vierbeiner nicht. Ihre leistungsfähigen Organe sind darauf ausgelegt, möglichst viel Sauerstoff zu verarbeiten – nur so bleibt der Pferdekörper auch wirklich fit und gesund. Das heißt, dass der Mensch den Tieren in der Haltung möglichst naturnahe Umstände bieten sollte. Was genau das bedeutet, hat das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz auch in den „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ festgehalten.

Damit Sie also das ideale Stallklima schaffen können, müssen Sie auf einige Werte besonders achten. Dazu zählen unter anderem die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit sowie die Zirkulation der Stallluft in den Innenräumen und Boxen des Pferdestalls. Auch die Beleuchtung ist entscheidend, damit sich die Pferde wohlfühlen. Zu guter Letzt, aber nicht weniger wichtig: Im Stall können sich leicht Staub und schädliche Gase bilden, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken können. Auch dem sollte möglichst vorgebeugt werden.

Stallgasse im Pferdestall

Die Stallluft der Innenräume und Boxen des Pferdestalls sollen durch Temperatur und Luftfeuchtigkeit geregelt werden.

Pferde brauchen Gesellschaft

Die Temperatur im Stall: ganzjährig mollig warm?

Klar, wir Menschen lieben es meist warm. Ob im Sommer unter der Sonne oder im Winter vor dem Kamin – wir schaffen uns immer unsere mollig warmen Kuschelecken. Liegt da der Gedanke so fern, dass es unseren Tieren womöglich aus so gehen mag? Nein, aber die Annahme ist (zumindest bei Pferden) so leider nicht korrekt.

Denn: Wie schon erwähnt, ist das Pferd ein Steppentier und ist in freier Wildbahn allen möglichen Temperatur- und Witterungsbedingungen ausgesetzt. Darum haben die Tiere auch eine ausgeklügelte Thermoregulation entwickelt. Nicht nur mit dem Fellwechsel stellen Sie sich auf die jeweilige Jahreszeit ein, sondern auch die Haut arbeitet ständig, um die Körpertemperatur zu regulieren.

Darum gilt: Im Pferdestall sollte immer in etwa die gleiche Temperatur wie draußen herrschen. Sonst kann das die natürliche Thermoregulation beeinträchtigen, denn das Tier gewöhnt sich an die gleichbleibende Temperatur unabhängig von der Jahreszeit. Wollen Sie dann einen Ausritt in der freien Natur unternehmen, kann es schneller zu Krankheiten kommen, da das Pferd nicht entsprechend gerüstet ist. Nichtsdestotrotz können Extremtemperaturen abgeschwächt werden (d.h. in Deutschland ab etwa -10°C oder +40°C im Stall).

Die Luftfeuchtigkeit: ein gutes Mittelmaß

Damit es Pferd und Reiter gut geht, sollte die Luftfeuchtigkeit weder zu gering, noch zu hoch sein. Als gesundes Mittelmaß gibt das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz einen Wert zwischen 60% und 80% der relativen Luftfeuchtigkeit an.

Steigt die Feuchtigkeit höher, entsteht ein Nährraum für verschiedene Bakterien, Parasiten und Schimmelpilze. So kann es zum Beispiel auch zu einer Wurminfektion mit Stronyliden kommen. Deren Larven fühlen sich nämlich in feuchten Wänden wohl und kriechen diese hinauf. Hier werden sie dann häufig von den Pferden abgeleckt und gelangen so in den Körper.

Das andere Extrem ist dagegen die zu trockene Luft. Diese fördert die Staubbildung. Gerade, da Sie wahrscheinlich einiges an Heu und Stroh im Stall aufbewahren, ist das ebenfalls gefährlich. Denn die kleinen Partikel reizen bei Mensch und Tier die Schleimhäute der Atemwege. So kann es im Extremfall zu einem chronischen, trockenen Husten kommen.

Heu und Stroh stauben den Pferdestall zusätzlich ein.

Staubige Luft im Stall entsteht oft durch die Lagerung von Heu und Stroh im Pferdestall.

Die Luftzirkulation: keine dicke Luft

Entscheidend für ein artgerechtes und angenehmes Stallklima ist auch die Luftzirkulation im Pferdestall. Die sich ständig bewegenden Luftströme sind entscheidend, damit Schadgase, Staub, Keime und Wasserdampf gleichmäßig abgeführt und durch frische Luft ersetzt werden. Idealerweise spricht man hier davon, dass der Luftstrom mit 0,2 Metern je Sekunde durch den Stall wehen sollte. Jedoch können natürlich im Sommer höhere Geschwindigkeiten durchaus angenehm sein.

Scheuen Sie sich auch nicht vor Zugluft, denn diese wird von Pferden nicht als solche empfunden. Treffen große Mengen Luft auf den Körper, reguliert das Tier selbst seine Temperatur. Im Sommer kann das sogar hilfreich sein, denn so kann überschüssige Wärme leicht reduziert werden.

Allerdings gilt das nur für einen indirekten Luftstrom. Das bedeutet, dass dieser den ganzen Stall betrifft und der Umgebungstemperatur entspricht. Eine partielle Belüftung, welche direkt auf ein Tier gerichtet wird, sollte hingegen vermieden werden. Auf diese reagiert der Körper des Pferdes nämlich nicht mit der entsprechenden Thermoregulation.

Beleuchtung im Stall: Sonnenstrahlen einfangen

Kennen Sie den Spruch: Sonne ist Leben? Das gilt für das Steppentier Pferd besonders. Denn ihre Körper sind angepasst an einen natürlichen Lebensrhythmus, der sich rund um die UV-Strahlung abspielt. Konkret bedeutet das, dass das Sonnenlicht nicht nur das generelle Verhalten und die Lebensfreude, sondern auch die Widerstandskraft, Leistungsbereitschaft und sogar die Fruchtbarkeit beeinflusst.

Darum ist es wichtig, dass Sie möglichst viel natürliches Sonnenlicht im Stall einfangen oder/und den Tieren den entsprechenden Auslauf bieten. Dazu kann zum Beispiel eine Box mit Terrasse oder gar Paddock sowie ein Offenstall eine herrliche Lösung sein. Aber auch Außenfenster bringen eine große Menge Licht in den Pferdestall.

Nach den Vorgaben des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz soll die Fensterfläche im Stall mindestens 5% der gesamten Wand- und Deckenfläche betragen. Stehen Bäume oder Gebäude vor den Fenstern und werfen ihre Schatten, müssen allerdings mehr Fenster gesetzt werden. Gerade in den Wintermonaten kann dennoch auch eine zusätzliche Beleuchtung notwendig werden, sodass die Pferde möglichst 8 Stunden im Hellen stehen. Achten Sie auch hier auf ein möglichst natürliches Licht.

Durch die Fenster können Sonnenstrahlen im Stall eingefangen werden.

Sonnenstrahlen werden durch die Fenster im Dach des Pferdestalles eingefangen.

Achtung! Schadgase in der Stallluft

Es gibt verschiedene schädliche Gase, die sich jederzeit in der Luft befinden. In geringen Mengen können diese vom Körper verarbeitet werden und wirken sich nicht nachteilig auf die Tiere aus. Überschreiten sie allerdings einen bestimmten Prozentanteil, kann das schwerwiegende Folgen für die Gesamtgesundheit haben. Darum sollten Sie die unterschiedlichen Mengen am besten mit speziellen Partikelmessern stetig überwachen. Wir haben die wichtigsten Werte für Sie im Folgenden zusammengefasst.

Kohlenstoffdioxid (CO2)

Unsere herkömmliche Luft enthält zu jeder Zeit Kohlenstoffdioxid. Durch das Atmen von Pferd und Mensch wird zusätzliches CO2 an die Luft abgegeben. Sind also alle Fenster verschlossen und kaum Luftzirkulation gegeben, so staut sich die „ausgeatmete Luft“ und der Wert verschlechtert sich permanent.

In der Regel spricht man davon, dass der CO2-Gehalt im Pferdestall 1000 ppm nicht überschreiten sollte. Das bedeutet, dass sich nicht mehr als 0,1 l/m3 in der Luft befinden sollten, um ein artgerechtes Stallklima zu gewährleisten. Bleibt die Belüftung über längere Zeit aus, können sich so Bakterien bilden und die Staubbildung wird begünstigt.

Ammoniak (HN3)

Verbringen Pferde Zeit im Stall, so ist es unvermeidlich, dass sie hier auch Kot und Urin lassen. Jedoch entsteht bei der Zersetzung dieser durch Bakterien das schädliche Gas Ammoniak. Dieses ist maßgeblich an der Entstehung von Atemwegserkrankungen sowie Krankheiten am Huf (z.B. Strahlfäule) beteiligt.

Um solche Erkrankungen zu vermeiden und ein angenehmes Stallklima zu schaffen, sollte die Ammoniakkonzentration 10 ppm bzw. 0,1 l/m3 nicht oder in Ausnahmen nur kurzfristig überschreiten. Eine entsprechende Belüftung sowie das Pflegen der Boxen und der Einstreu helfen, die Konzentration zu reduzieren.

Schwefelwasserstoff (H2S)

Das Zellgift Schwefelwasserstoff kommt normalerweise in einem gepflegten Stall nicht vor. Es entsteht, wenn organische Substanzen beginnen zu faulen. Wird es durch die Luft eingeatmet, kann es die Sauerstoffaufnahme ins Blut beeinträchtigen. Sollten Sie einen erhöhten H2S-Wert (≥0,2 ppm) erkennen, deutet das auf eine Vernachlässigung der Stallhygiene hin.

Für ein besseres Stallklima: Was Sie tun können & sollten

Nachdem Sie nun wissen, worauf Sie bei dem Bau oder der Auswahl eines Pferdestalls achten sollten, stellt sich sicherlich die Frage, wie Sie zu einem besseren Stallklima beitragen können. Um Ihnen dabei zu helfen, haben wir abschließend eine kleine Stallklima-Checkliste für Sie zusammengestellt:

Dauerhaft geöffnete Fenster oder mindestens tägliches Lüften garantieren eine Temperaturangleichung sowie ausreichend Luftbewegung, um Schadstoffe abzutransportieren;
Luftfeuchtigkeit kontrollieren und gegebenenfalls mit einem Raumbe-, bzw. -entfeuchter auf 60 bis 80% anpassen;
Große Fensterflächen (am besten auch in der Decke) einplanen, um natürlichen Tagesrhythmus zu gewährleisten;
Täglich den Pferdestall ausmisten, um die Schadstoffbildung zu mindern.

Quellen
https://www.st-georg.de/wissen/ein-pferdestall-zum-wohlfuehlen-gross-hell-und-luftig/
https://www.pferde-betrieb.de/aktuelles/9-punkte-fuer-ein-optimales-stallklima-im-pferdestall/
https://www.uelzener.de/blog/tier/gutes-stallklima-fuer-gesunde-atemwege.html
http://www.reitzeit-magazin.de/105.html

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