Quelle: www.paddock-trail-lieskau.de

Paddock Trail – das ultimative Pferdeparadies?

Abwechslungsreich, bewegungsanregend und naturnah – so lässt sich der Paddock Trail beschreiben. Besonders an den Bedürfnissen des Bewegungstieres Pferd orientiert, wird das Offenstallkonzept weitergedacht und den Pferden ein kleines Paradies geschaffen. Wir haben uns über das Paddock Paradise schlau gemacht – was es ist, was dazu gehört und was dafür und dagegen spricht.

Was ist ein Paddock Trail?

Ursprünglich stammt das Konzept des Paddock Trail aus Amerika – dort ist es jedoch unter dem Namen Paddock Paradise bekannt. Entwickelt wurde es 2006 von dem ehemaligen Hufschmied Jamie Jackson, der über 20 Jahre damit verbrachte Wildpferde zu beobachten. Er war völlig fasziniert von ihrer nahezu perfekten Hufgesundheit. Und auch allgemein schien es den Pferden an nichts zu fehlen – Krankheiten waren nur selten zu beobachten und die Lebenserwartung war hoch.

Nun lag für den Hufschmied die Frage nicht fern, wie man diese natürlichen Lebensbedingungen, die es den Pferden ermöglichten so rundum gesund zu bleiben, in die Haltung übertragen könnte. Seine Versuche brachten ihn letztendlich zum Paddock Trail: eine Wanderroute für Pferde, die durch die Haltungsanlage führt und viele verschiedene Möglichkeiten zum Erkunden und Anreize zum Bewegen schafft.

Der Aufbau des Paddock Trail

Im Grunde zeichnet sich ein Paddock Trail zuerst einmal durch den Pfad aus, der meist kreisförmig am Rand der Fläche der Weide oder des Paddocks entlangführt. Die Kreisform macht ihn zu einem unendlichen Weg, der die weiten Strecken der Wildpferde nachahmen soll. Dieser ist in der Regel ein drei bis fünf Meter breite Streifen, auf dem die Pferde entspannt von einer Station zur nächsten laufen können.

An diesen Haltepunkten finden sie jeweils eine andere Beschäftigung: zum einen essenzielle Heuraufen, Lecksteine, Wassertröge und Unterstände sowie Wälzplätze. Zum anderen aber auch Anregungen zum Spielen und Toben wie Baumstämme auf dem Weg oder vielleicht sogar ein kleines Wäldchen, das sie erkunden können.

Besonders interessant wird der Paddock Trail an sich für die Pferde übrigens, wenn sich zwischendrin Abkürzungen und Hindernisse befinden – so wie eben in der Natur auch.

Pfad des Paddock-Trails

Pfad des Paddocks von einer zur anderen Station. Quelle: www.paddock-trail-lieskau.de

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Der richtige Paddock Bodenbelag

Jamie Jackson betont immer wieder, wie wichtig der richtige Bodenbelag für die Hufbeschaffenheit sei. Darum wird bei einem Paddock Trail idealerweise nicht nur mit einer Art von Boden, sondern mit mehreren gearbeitet. Diese orientieren sich bestenfalls an den Untergründen, auf denen die Pferde auch geritten werden sollen. Liegt eine Asphaltstraße oder ein Kiesweg regelmäßig auf Ihrer Route, so sollten sich diese Untergründe auch auf dem Paddock Trail wiederfinden.

Normalerweise ist der Großteil des Trails jedoch aus Erde und/oder Sand angelegt und in der Mitte des Weges befindet sich eine Grasfläche, auf der die Pferde weiden können. Der Pfad an sich ist mit Steigungen und Gefällen ausgestattet, die für Abwechslung und die Belastung unterschiedlicher Muskelgruppen sorgen.

Der Trail besteht zum Größten Teil aus Sand und Erde

Großteile des Trails sind aus Erde und/oder Sand angelegt. Quelle: www.paddock-trail-lieskau.de

Futterstellen entlang des Weges

Die Heuraufen oder -netze werden beim Konzept des Paddock Paradise an möglichst vielen Stellen entlang des Pfades aufgestellt. Der Grund dafür ist, dass sie der Hauptanreiz zum Bewegen der Tiere sind. Außerdem sollten die Futterstellen so konstruiert sein, dass sie zum langsamen Fressen anhalten. Das kann beispielsweise durch spezielle Netze, welche um das Heu gespannt werden, erreicht werden.

Die Wasserstellen dagegen liegen idealerweise möglichst weit von den Futterraufen entfernt, denn auch das regt zum Hin- und Herlaufen an. Im besten Fall müssen die Pferde auf dem Weg dahin einige Hindernisse umgehen oder über verschiedene Böden laufen – das macht zum einen Spaß, dient zum anderen aber auch der Hufpflege.

Pferde müssen weitere Strecken zu Futterquellen machen

Die Futterquellen liegen weit auseinander auf dem Paddock Trail. Quelle: www.paddock-trail-lieskau.de

Paddock Trail Ideen für mehr Abwechslung

Neben den Bedürfnissen des Fressens und Trinkens steht vor allem Spaß und Abwechslung im Vordergrund. Um diese Ziele zu erreichen, haben wir ein paar Ideen zusammengetragen, die das Leben auf dem Paddock zu einem spannenden Abenteuer für die Vierbeiner machen.

  • Mineral- und Salzstellen auf Bodenhöhe bringen zum einen die natürliche Körperhaltung der Pferde mit sich und regen zum anderen zum Scharren an, wenn sie ein wenig bedeckt sind. Hier wird also gleichzeitig noch Hufpflege betrieben.
  • Große Steine oder gar kleine Felsen und Büsche bieten herrliche Hindernisse, denen die Pferde ausweichen müssen.
  • Umgefallene Baumstämme können einen kleinen Hindernisparcour bilden.
  • Unebenheiten, Böschungen und abfallende Strecken entlang des Paddock Trail gewöhnen die Pferde an unebenes Terrain und sorgen für eine gute Fußung.
  • Hufschwemmen (eine Art größere Pfütze) versorgen die Hufe zum einen mit natürlicher Feuchtigkeit und gewöhnen die Tiere zum anderen auch an das Durchlaufen von Wasser.
  • Bäume bringen zusätzliche Abwechslung und auch Möglichkeiten zum Kauen und Kratzen.
Baumstämme dienen als Hindernispacour.

Baumstämme als Hindernisparcour für Pferde. Quelle: www.paddock-trail-lieskau.de

Paddock Trail Vor- und Nachteile

Der Paddock Trail ist ein herrliches Konzept, um die Pferdehaltung so natürlich wie möglich zu gestalten. Doch ist er auch praktikabel? Wir versuchen Ihnen mit den Vor- und Nachteilen bei dieser Entscheidung ein wenig unter die Arme zu greifen.

Vorteile

1. Konfliktfreier Spielraum

Die Pferde können sich auf dem Paddock Trail wunderbar aus dem Weg gehen. Dadurch wird der Konfrontationsdruck und auch die Futterkonkurrenz (u.a. durch die erhöhte Anzahl an Futter- und Wassertrögen) eingeschränkt und Konflikte bleiben weitestgehend aus. Dieser Punkt ist besonders für rangniedere Pferde wichtig, die sonst oft Probleme haben sich an den Futterstellen durchzusetzen.

Gleichzeitig ist es den Pferden aber auch möglich kleine Gruppen zu bilden, mit denen sie gemeinsam fressen, trinken und spielen. Gerade für das Herdentier Pferd ist diese Option ein wichtiger Pluspunkt für die seelische Gesundheit.

2. Optimale Bewegung

Vor allem in den Wintermonaten, in denen das Grasen als Bewegungsanregung wegfällt, bietet der Paddock Trail einen Ausgleich. Die vielen verschiedenen Bewegungsanreize drängen die Pferde dazu von A nach B zu laufen. Das trägt zur Huf- und allgemeinen Gesundheit bei.

3. Futterautomaten für den geringeren Aufwand

Ein Nachteil des Paddock Trail können die weiten Strecken für die Halter sein – Kraftfutter und Heu wollen mindestens einmal täglich per Hand aufgefüllt werden. Abhilfe können hier jedoch Futterautomaten schaffen. Diese müssen wesentlich seltener befüllt werden und haben zusätzlich den Vorteil, dass sie so programmiert werden können, dass sie auf einen Chip am Pferd reagieren. Das heißt also, dass sich kein Pferd überfrisst bzw. zu wenig abbekommt. Gerade auf einem Paddock Trail kann dadurch ein zusätzlicher Anreiz geschaffen werden, damit sich die Pferde von Raufe zu Raufe bewegen.

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4. Gesunde Haltung

Es ist in den wenigen Jahren, in denen das Konzept des Paddock Trails nun umgesetzt wird, doch ersichtlich geworden, dass eine richtige Umsetzung zu gesünderen Pferden führen kann. Eben weil die Haltung enorm an der Natur orientiert ist, fühlen sich die Pferde hier wohl. Sie haben hier weniger Stress (insbesondere rangniedere Tiere), mehr Bewegung und dadurch einen Rückgang von Krankheiten wie Koliken. Auch die Hufe bleiben durch die verschiedenen Bodenbeläge und die Mehrbewegung viel gesünder.

5. Aufgesattelt, fertig, los

Für die Reiter besonders schön ist es doch, wenn sie sich direkt in den Sattel schwingen und losgaloppieren können. Der Paddock Trail ermöglicht das, denn die Pferde müssen nicht mehr lange warmgeritten werden, da sie durch die ständige Bewegung bereits gut erwärmt sind.

6. Abfallverringerung

Dadurch, dass bei einer dauerhaften Offenstallhaltung mit Paddock Trail keine Boxen gebraucht werden, verringert sich der Abfall an Einstreu, Stroh und Dung um ein Vielfaches. Natürlich muss am Unterstand trotzdem ein wenig Stroh liegen, aber dadurch, dass die Pferde hier viel weniger Zeit verbringen als sie es üblicherweise in den Boxen tun, muss es auch seltener gewechselt werden.

7. Tägliches Reiten? Nicht nötig!

Meist haben wir ja doch ein schlechtes Gewissen, wenn wir in den Urlaub fliegen und unseren geliebten Vierbeiner allein zurücklassen. Für Pferdebesitzer bedeutet das auch, dass man einen Vertretungsreiter braucht, der das Pferd bestenfalls schon kennt – das ist nicht immer leicht. Beim Paddock Trail muss das aber keine Sorge mehr sein: Das Pferd bewegt sich von ganz allein und kann auch ein paar Tage ohne Reiter auskommen.

Nachteile

1. Gruppenbildung

Der Vorteil der Gruppenbildung kann gleichzeitig auch einen Nachteil bilden. Denn es kann durchaus passieren, dass sich die Gruppen an einer Futterstelle zusammenfinden und den ganzen Tag dort verweilen, anstatt sich von A nach B zu bewegen. Um diese Möglichkeit auszuschließen, empfehlen sich die eben schon erwähnten chipgesteuerten Futterautomaten.

2. Das Sauberhalten

Leider ist ein Paddock Trail in den meisten Fällen (und idealerweise) nicht ganz kurz. Das bedeutet auch, dass das Abmisten entlang des Weges und auch abseits dessen eine längere Zeit beansprucht. Jedoch wird sich der Großteil der Pferdeäpfel entlang des Pfades sammeln, sodass Sie immerhin wissen, wo Sie hinmüssen.

3. Große Flächen

Für einen Paddock Trail braucht es eine ausreichend große Fläche um überhaupt Wege schaffen zu können. Ist der Paddock kleiner als 50 Quadratmeter je Pferd, bleibt leider kaum noch Platz für einen solchen Abenteuerpfad, der ja einiges an Raum einnimmt. Wer also einen Paddock Trail anlegen möchte, braucht erstmal eins: weite Flächen, die von Pferden auch nicht überfüllt sein dürfen.

4. Lange Planung und Kosten

Wie alles Gute braucht auch der Paddock Trail seine Zeit. Gerade in Deutschland gibt es viele behördliche Regeln zur Pferdehaltung, die bedacht werden müssen. Dazu müssen Sie sich unter Umständen mit der Naturschutzbehörde auseinandersetzen, um eine Genehmigung für die Eingriffe in die Natur zu bekommen. Dabei werden nicht immer geringe Kosten fällig.

Allgemein bedarf ein solcher Umbau natürlich einiges an Geld – gerade, wenn der Paddock neu begrünt werden soll und auch die Heuraufen und Tränken erneuert werden. Hinzu kommen Unterstände und Stellen zum Austoben. Wird zu einem Offenstall ein Paddock Trail ergänzt, fallen die Kosten aber geringer aus. Haben Sie all das gemeistert, steht dieser besonderen Haltungsform jedoch nichts mehr im Weg!

Eine laufende Entwicklung

Das Konzept des Paddock Trail ist noch ein relativ neues und entwickelt sich ständig weiter. Jamie Jackson selbst bittet in seinem ersten Buch darum, eigene Experimente zu unternehmen und ihm Erfahrungsberichte darüber zuzusenden. Das heißt, dass die vorgestellten Ansätze vor allem eine Ideensammlung darstellen, Sie sich jedoch nicht darauf beschränken müssen – im Gegenteil: Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Probieren Sie doch einfach mal etwas Neues aus und vielleicht findet Ihr Liebling wahren Gefallen daran!

Quellen
www.offenstallkonzepte.com/paddock-trail/
www.paddock-trail.de/PT.html
www.country-reiten.de/…/115-bautipp-hufschwemme
www.st-georg.de/…/wandern-wie-ein-wildpferd-im-paradise-paddock-trail/
www.badische-bauern-zeitung.de/paddock-trail

3 Kommentare zu “Paddock Trail – das ultimative Pferdeparadies?”

  1. dogfight76 sagt:

    Was kostet es einen Trail mit der Länge von ca. 1000m anzulegen ?
    Der vorhandene Offenstall kann dabei als Liegeraum genutzt werden. Es muss also um 2x Weiden der Trail mit einer Breite von 4-5m angelegt werden

    • Christian Robrecht sagt:

      Das kommt immens darauf an wie vielfältig es wird. Wenn sie schon einen Offenstall haben, d.h. überdachter Liegeplatz, Raum für die Pferdeleute und es nur noch um dem Trail an sich geht ist das Mindestmaß Pfosten, Litze, Überdachte Heuraufe(Menge je nach Herdengröße) und Wasserversorgung? Die Kosten sind dabei immens variabel.