Der Pferdedarm ist in einer schematischen Grafik hervorgehoben
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Wann ist eine Darmsanierung sinnvoll?

Darmsanierung beim Pferd: Alles, was Sie wissen müssen

Gerät der Pferdedarm einmal aus dem Gleichgewicht, bemerkt man das als Besitzer meist ziemlich schnell. Kotwasser, Blähungen und sogar Koliken können auftreten. Doch die Ursachen für dieses Ungleichgewicht sind meist nicht sofort ersichtlich, denn sie können sehr vielfältig sein. Wie die Darmflora funktioniert, wann eine Darmsanierung beim Pferd zielführend ist und alles, was Sie sonst noch zum Thema wissen müssen, erfahren Sie hier!

Der Pferdedarm: Komplex & empfindlich

Um zu verstehen, warum und wann eine Darmsanierung beim Pferd sinnvoll sein kann, müssen wir uns zunächst mit der Darmflora auseinandersetzen. Denn Präparate wie Pre- und Probiotika wirken genau auf diese ein und helfen, sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Ein harmonisches Zusammenleben

Der Pferdedarm ist die Heimat von Billionen Mikroorganismen, die ständig zusammenarbeiten. Sie bilden die Darmflora und sind dafür verantwortlich, dass Futter schnell und sorgfältig verdaut wird. Doch nicht nur das: Eine stabile Darmflora sorgt auch für eine stärkere Immunabwehr. Ist sie hingegen geschwächt, wird das Pferd anfälliger für Erkältungen und Co.

Übrigens: Die Mikroorganismen nisten sich erst nach der Geburt im Pferdedarm ein und bilden so über die Zeit eine gesunde Darmflora aus. Das bedeutet auch, dass Fohlen besonders sensibel reagieren, wenn die säugende Stute plötzlich das Futter wechselt oder ähnliches. Ist sie jedoch einmal vollständig aufgebaut, besteht die Darmflora aus verschiedenen Pilzen und Einzellern.

Zu den wichtigsten Bewohnern gehören dabei Laktobazillen, Streptokokken, Hefe- und Schimmelpilze, verschiedenen anaerobe und aerobe Bazillen sowie einige Gattungen von Enterobakteriazeen. Diese sind an ganz unterschiedlichen Stellen im 30 m langen Pferdedarm angesiedelt, halten dort die Verdauung in Gang und tragen zu einem gesunden Immunsystem bei. Das tun sie, indem sie verhindern, dass sich schädliche Keime an der Darmwand festsetzen können.

Symptome einer gestörten Darmflora

Eine gesunde Darmflora ist also für die Pferdegesundheit wichtig. Jedoch sind es leider schon kleine Veränderungen, die eine Störung dieser bewirken können. Am häufigsten tritt eine solche durch eine falsche Fütterung auf. Diese äußert sich oft in Form von Durchfall, Kotwasser oder Blähungen. Auch Koliken und stumpfes Fell können auf einer gestörten Darmflora basieren. Zudem können Pferdebesitzer auf weitere, spezifische Symptome achten. Tasten Sie beim Putzen z.B. sanft die Flanke ab. Reagieren die Pferde hier gereizt, ist das ein wichtiger Hinweis. Auch ein angespannter, harter Bauch kann ein Indiz eines Ungleichgewichts der Mikroorganismen sein.

Tierärztin untersucht das Pferd wegen Kotwasser

Untersuchung des Pferdes bei Kotwasser

Der Tierarzt erkennt Probleme in verschiedenen Bereichen

Wird die Darmflora nicht wieder ins Gleichgewicht gebracht bzw. pegelt sich nicht mit der Zeit ein, kann die Nahrungsverdauung nicht mehr optimal stattfinden. Das Futter kann an dieser Stelle also nicht mehr richtig zersetzt werden, was die zuvor genannten Symptome zur Folge hat. Bleibt dieser Zustand erhalten, pegelt sich der Darm auf einen zu niedriger pH-Wert ein, der Bakterien nicht mehr so erfolgreich abwehren kann. Oft wirkt das Pferd dann allgemein geschwächt, leidet unter Atemwegsinfektionen oder entwickelt sogar Allergien.

Futterumstellung und Co.: Ursachen von Störungen der Darmflora

Dass die Darmflora gestört ist, kann sich also auf vielen Wegen zeigen und passiert leider auch sehr schnell. Pferde sind in dieser Hinsicht deutlich anfälliger als viele andere Tiere. Das liegt maßgeblich daran, dass sie in der Nahrungsaufnahme stark spezialisiert sind.

Führen Sie zum Beispiel eine Futterumstellung durch oder verabreichen Sie Antibiotikum, verändert sich die Mikroflora innerhalb kürzester Zeit und kann dann auch nicht wie gewohnt seiner Aufgabe der Nährstoffverwertung nachkommen. Weitere Gründe für eine Störung haben wir hier kurz zusammengefasst:

  • Falsches Futter: Schimmelbelastetes Heu, zu viel frisches Gras oder zu viel Kraftfutter
  • Alter: Natürliche Ursache für eine schwächer werdende Darmflora
  • Stress & Schmerzen: Können zu einer Übersäuerung führen
  • Training: Besonders beim Antrainieren von Jungpferden bis zur Gewöhnung an den Leistungsaufwand oft zu beobachten
  • Wurmkuren & Medikamente: Belasten oft den Magen-Darm-Trakt und können ihn aus dem Gleichgewicht bringen
Entwurmung beim Pferd

Eine Wurmkur kann den Magen-Darm-Trakt aus dem Gleichgewicht bringen

Entwurmung beim Pferd

Die Darmsanierung bei Pferden: Wann ist sie sinnvoll?

Haben Sie die Symptome festgestellt, die wir zuvor beschrieben haben? Dann kann es Zeit für eine Darmsanierung beim Pferd werden. Diese ist nämlich immer dann anzuraten, wenn nichts mehr so richtig zu funktionieren scheint. Klären Sie jedoch am besten zuvor mit einem Tierarzt ab, ob dieser Schritt der richtige ist. Es sollte definitiv zunächst geprüft werden, ob die äußeren Faktoren stimmen. So darf zum Beispiel die Leberfunktion nicht angegriffen sein.

Zudem sollten Sie auf die richtige Zufütterung zu den Pre- und Probiotika fürs Pferd achten. Diese verabreicht man sehr häufig während einer Darmsanierung. Verzichten Sie in diesen Situationen bestenfalls auf übermäßige Geschmacksverstärker, Süß- und Konservierungsstoffe und setzen stattdessen auf Raufutter als Hauptnahrungsquelle. Dieses sollte artgerecht mindestens 12 Stunden am Tag zur Verfügung stehen.

Mit dieser Fütterung schaffen Sie die richtige Grundlage für eine Darmsanierung beim Pferd. Denn die Bakterien, die hierbei verabreicht werden, benötigen einen bestimmten Nährboden, damit sie sich erfolgreich vermehren können. Konkret heißt das: Das Darmmilieu darf nicht zu sauer sein. Das passiert häufig, wenn zu viel Kraftfutter gegeben wird.

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Prebiotika und Probiotika fürs Pferd

Wenn es um die Darmsanierung beim Pferd geht, spielen Pro- und Prebiotika, wie gesagt, eine wichtige Rolle. Diese Mikroorganismen stimulieren verschiedene Bestandteile der Darmflora und regen sie zum Wachstum an. Zudem können sie die Darmschleimhaut in der Abwehr von Bakterien unterstützen und so langfristig für eine bessere Verdauung sowie ein stabileres Immunsystem sorgen.

Probiotika vs. Prebiotika

Bei Probiotika handelt es sich erst einmal um Mikroorganismen (beim Pferd i.d.R. die Hefe Saccharomyces cerevisiae), welche die Darmflora positiv beeinflussen können. Das tun sie, indem die Lebendorganismen mit der Darmwand interagieren und deren Barriereeigenschaften stärken. Konkret heißt das, dass so Krankheitserreger nur schwer durchdringen können, während Nährstoffe effizienter weitertransportiert werden.

Zudem unterstützt die Lebendhefe den Verdauungsprozess im Dickdarm, indem sie die Darmwand stärken. So wirkt sie sich positiv auf Störungen dieses Traktes aus. Diese können sich zum einen in Verstopfungen, zum anderen aber auch in Kotwasser äußern.

Präbiotika hingegen sind nicht lebende Hefen (i.d.R. Bierhefe und Biertreber) mit komplexen Strukturen. Sie enthalten eine große Menge an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien. Vor allem der erhebliche Gehalt an Biotin und Vitamin B macht sie zu einer sinnvollen Futterergänzung, da diese von den pferdeeigenen Enzymen nicht abgebaut werden. Dadurch bleiben die Präbiotika länger erhalten. Als Zusatzfutter können sie die darmeigenen Mikroorganismen günstig beeinflussen und so den Energiestoffwechsel stärken.

Wann sind Probiotika beim Pferd sinnvoll?

Generell kommt die Fütterung eines Probiotikums nur dann in Frage, wenn das Pferd Auffälligkeiten im Bereich des Magen-Darm-Trakts zeigt, deren Symptome wir zuvor bestimmt haben. Wenn das Tier zum Beispiel zu Verstopfungen aufgrund von Raufutteranschoppungen neigt, kann ein spezielles Ergänzungsfutter mit Lebendhefe die Verdauung von Rohfasern anregen. Das liegt daran, dass die Hefe ein Milieu schafft, in dem sich aerobe Bakterien schwer festsetzen. Die entstehende Darmflora ist damit verdauungsförderlich für Rohfasern.

Auch tragende Stuten können während der Trächtigkeit, als auch beim Säugen ihrer Fohlen deutlich von dem Zusatzfutter profitieren, da sich dadurch die milchsäurenutzenden Bakterien erhöhen, jene milchsäurebildenden jedoch reduzieren. Steptokokken (also milchsäurebildende Bakterien) in zu großer Anzahl können nämlich Krankheiten hervorrufen. Die milchsäurenutzenden Bakterien hingegen bauen diese ab.

Wann und wie lange füttern?

Leider scheiden sich beim Thema Probiotikum die Geister. Während manche Hersteller und Tierärzte eine kontinuierliche Fütterung empfehlen, raten andere dazu, eine Lebendhefe nur im Krankheitsfall zu geben. Häufig werden Probiotika beim Pferd über einen Zeitraum von 3 Wochen bis 3 Monate verabreicht. Das kann vor allem nach einer Wurmkur sehr sinnvoll sein, denn dann ist der Magen-Darm-Trakt besonders gereizt.

Um auf der sicheren Seite zu sein, empfehlen wir Ihnen, die Zugabe von Probiotika zunächst immer mit Ihrem Tierarzt abzusprechen. Dieser kennt schließlich auch die individuellen Umstände Ihres Pferdes.

Tierarzt kontrolliert die Tätigkeit des Pferdedarms

Eine Kontrolle der Darmtätigkeit durch einen Tierarzt ist immer sinnvoll

Der Tierarzt kann den allgemeinen Gesundheitszustand eines Pferdes prüfen

Pre- und Probiotika: Nebenwirkungen

Prebiotika stehen im Ruf für Pferde schädlich zu sein. Doch wie immer macht die Dosis das Gift. Denn: Prebiotika können sich durchaus positiv auf die Darmflora auswirken. Jedoch können sie in zu großen Mengen und über einen zu langen Zeitraum zu einer übermäßigen Säurebildung im Magen (nachgewiesen bei Prebiotikum Inulin) sowie auch zu Hufrehe (u.a. bei Fruktan) führen.

In Maßen nehmen die Pferde übrigens Prebiotika auch über das natürliche Futter auf. So enthält das herkömmliche Weidegras zum Beispiel Fruktan. Damit dieses vom Körper entsprechend verdaut werden kann und nicht etwa zu Erkrankungen führt, kann es sinnvoll sein, das Tier langsam daran zu gewöhnen. Das heißt, dass vor der Anweidezeit gern Prebiotika gegeben werden, damit es nicht zu einer gestörten Darmflora kommt. Was Sie sonst noch zu dieser Zeit beachten müssen, haben wir in unserem Beitrag über das Anweiden im Frühling festgehalten.

Um eine sichere Fütterung ohne Nebenwirkungen zu garantieren, halten Sie sich unbedingt immer an die Herstellerangaben. Füttern Sie ein Prebiotikum nie in sehr großen Dosen über einen langen Zeitraum, denn dann kann es negative Folgen haben. Bei Zweifeln sprechen Sie die Zugabe am besten mit Ihrem Tierarzt ab.

Für ein vitales Pferd: Darmsanierung

Der Darm ist der Dreh- und Angelpunkt vieler körpereigener Funktionen. Läuft hier etwas schief und ist die Darmflora gestört, kann sich das schnell negativ auf den ganzen Körper auswirken. Wichtig ist es dann, zunächst die Ursache der Unstimmigkeit auszumachen. Denn nur wenn die Nahrung und die Haltungsbedingungen dauerhaft stimmen, haben Pre- und Probiotika beim Pferd eine Chance, für ein dauerhaftes Gleichgewicht im Darm zu sorgen.

Quellen
https://www.st-georg.de/wissen/darmsanierung-beim-pferd/
https://www.pferderevue.at/aktuelles/haltung/2019/10/probiotika-koennen-magenentzuendungen-bei-pferden-hervorrufen.html
http://www.hermesfutter.de/pdfs/SH2-101.pdf
https://www.cavallo.de/medizin/alles-gute-fuer-den-darm/
https://www.equusvitalis.de/info/magazin/darmsanierung-neuer-aufbau-der-darmflora
https://www.dr-susanne-weyrauch.de/vorschlaege/vorschlaege-pferd/darmsanierung
https://de.wikipedia.org/wiki/Milchs%C3%A4urebakterien

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