Blutbild beim Pferd – dein Leitfaden zur Interpretation
Das Blutbild beim Pferd kann viele wichtige Hinweise auf seine Gesundheit geben. Aber wie liest und deutest du die verschiedenen Werte richtig? In diesem Magazinbeitrag erfährst du alles, was du wissen musst – von den wichtigsten Parametern, über die richtige Interpretation, bis hin zu weiteren Untersuchungsmöglichkeiten. Lies jetzt weiter!
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was ist ein Blutbild und warum ist es wichtig?
- 2 Großes vs. kleines Blutbild beim Pferd: Was ist der Unterschied?
- 3 Wann und wie oft ist ein Blutbild beim Pferd sinnvoll?
- 4 Interpretation: Diese Parameter musst du kennen
- 5 Blutbild beim Pferd auswerten: diese Krankheiten kannst du erkennen
- 6 Blutbild beim Pferd: Probenentnahme und Ablauf der Untersuchung
- 7 Was tun bei auffälligen Blutwerten?
Was ist ein Blutbild und warum ist es wichtig?
Ein Blutbild ist eine detaillierte Analyse des Blutes, die verschiedene Komponenten wie rote und weiße Blutkörperchen, Hämoglobin und Hämatokrit misst. Diese Werte geben Auskunft über den allgemeinen Gesundheitszustand deines Pferdes und können Hinweise auf Krankheiten oder Mängel liefern. Dazu zählen unter anderem:
- Anämie wird anhand niedriger Erythrozyten-, Hämoglobin- und Hämatokritwerte festgestellt, die durch Blutverlust, Parasitenbefall oder Mangelernährung verursacht werden.
- Entzündungen und Infektionen (viral und bakteriell) äußern sich durch erhöhte Leukozytenwerte sowie spezifische Entzündungsmarker.
- Dehydration zeichnet sich an einem hohen Hämatokritwert ab.
- Nierenprobleme gehen in der Regel mit einer Veränderung in den Elektrolytwerten (Natrium, Kalium, Chlorid) sowie hohen Phosphor- und Kalziumwerte einher.
- Equines Metabolisches Syndrom (EMS) zeigt sich anhand außerordentlicher Glukose- und Insulinwerte.
- Muskelstoffwechselstörungen wie Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM) lassen sich anhand erhöhter Creatin-Kinase- (CK) und Aspartat-Aminotransferase- (AST) Werte nachweisen.
- Cushing-Syndrom (PPID) äußert sich durch abnormale ACTH-Werte (Adrenocorticotropes Hormon) und Veränderungen in den Blutzuckerwerten.
Zudem kannst du anhand eines Blutbildes beim Pferd einen Mangel an Spurenelementen und Vitaminen nachweisen. Diese sind in der Regel auf Ernährungsprobleme zurückzuführen. Auf ihnen basierend kannst du Futteranpassungen vornehmen.
Somit ist das Blutbild beim Pferd ein unverzichtbares Werkzeug in der Diagnostik. Es ist entscheidend, um zahlreiche Krankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. So kannst du die Gesundheit deines Pferdes kontinuierlich überwachen und bei Bedarf schnell eingreifen.
Großes vs. kleines Blutbild beim Pferd: Was ist der Unterschied?
Dein Tierarzt hat zwei Möglichkeiten, ein Blutbild beim Pferd zu veranlassen: das kleine und das große. Ersteres umfasst grundlegende Parameter. Es gibt einen allgemeinen Überblick über die Gesundheit deines Pferdes. Ein großes Blutbild hingegen schließt zusätzliche Werte ein, die detailliertere Informationen über den Zustand der Organe und das Immunsystem liefern.
Kleines Blutbild | Großes Blutbild |
---|---|
Geeignet für Routineuntersuchungen und als erste Diagnosemethode bei allgemeinen Symptomen. | Sinnvoll, wenn detailliertere Informationen benötigt werden oder du eine spezifische Erkrankung vermutest. Es ist besonders nützlich bei der Diagnose komplexer gesundheitlicher Probleme und zur Überwachung von chronischen Krankheiten. |
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Wann und wie oft ist ein Blutbild beim Pferd sinnvoll?
Im besten Falle gehören jährliche Blutuntersuchungen zum Standard. Denn sie sind essenziell, um fundierte Entscheidungen zu treffen, wenn es um Futteranpassungen geht. Zudem helfen sie dir, Krankheiten frühzeitig zu erkennen – das ist oft das A und O bei deren Behandlung.
Bei Tieren mit speziellen gesundheitlichen Problemen können sogar häufigere Untersuchungen notwendig werden. Auch wenn du den Verdacht hegst, dass dein Tier erkrankt sein könnte, leite besser einmal mehr ein Blutbild beim Pferd an.
Typische Anzeichen, dass etwas nicht stimmt, sind unter anderem Müdigkeit, Gewichtsverlust und schlechte Fellqualität. Stellst du diese fest, sag am besten deinem Veterinär Bescheid. Er wird dich beraten, welche Schritte nun die besten sind.
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Interpretation: Diese Parameter musst du kennen
Wir haben es oben ja schon beschrieben: Verschiedene Blutwerte geben über unterschiedliche Gesundheitsfaktoren Auskunft. Als Laie wirken diese schnell überfordernd und unübersichtlich. Darum möchten wir dir die wichtigsten hier einmal vorstellen.
Hämatologische Parameter
Diese Werte werden in jedem Blutbild beim Pferd erfasst – egal ob klein oder groß.
Parameter | Normalwert* | Niedrige Werte | Erhöhte Werte |
Erythrozyten | 6,5 – 12,5 Millionen/µl | Anämie durch Blutverlust, Mangelernährung oder chronische Krankheiten | Dehydration, chronische Lungenerkrankungen |
Leukozyten | 5,5 – 12,5 Tausend/µl | Immunschwäche, bestimmte Krankheiten | Infektionen, Entzündungen |
Hämoglobin | 11 – 17 g/dl | Anämie | Dehydration, Polyzythämie |
Hämatokrit | 32 – 48 % | Anämie | Dehydration, Polyzythämie |
Thrombozyten | 100 – 300 Tausend/µl | Blutgerinnungsstörung | Entzündungen, Infektionen, Tumoren |
*Normalwerte sind Richtwerte
Achtung! Die hier von uns angegebenen Werte sind jene, die in den Lehrbüchern der Veterinärmedizin publiziert werden. Allerdings kann es Abweichungen je nach Labor geben. Schuld daran sind die Geräte und verschiedene Arbeitsprozesse. Dein Tierarzt sollte also bei Interpretationsunsicherheiten dein erster Ansprechpartner sein.
Mineralstoffe
Mineralstoffe sind anorganische Nährstoffe, die vielfältige Funktionen im Körper haben. So sind Kalzium und Phosphor wichtig für Knochen und Zähne. Magnesium wiederum ist entscheidend für die Muskel- und Nervenfunktionen.
Mineralstoff | Normalwert | Niedrige Werte | Erhöhte Werte |
Kalzium | 10 – 12 mg/dl | Knochenschwäche, Muskelkrämpfe | Nierenprobleme, Hyperparathyreoidismus |
Phosphor | 4 – 6 mg/dl | Wachstumsstörungen, Knochenschwäche | Nierenprobleme |
Magnesium | 1,8 – 2,5 mg/dl | Muskelkrämpfe, Nervosität | Nierenprobleme |
Spurenelemente
Spurenelemente sind Mineralstoffe, die in sehr geringen Mengen benötigt werden, aber essentiell für viele biologische Funktionen sind. So ist Eisen wichtig für die Bildung von Hämoglobin. Zink auf der anderen Seite unterstützt das Immunsystem und die Hautgesundheit. Kupfer ist notwendig für die Bildung von roten Blutkörperchen und Mangan beeinflusst die Knochenbildung und Enzymaktivitäten.
Spurenelement | Normalwert | Niedrige Werte | Erhöhte Werte |
Eisen | 100 – 150 µg/dl | Anämie | selten toxisch |
Zink | 100 – 150 µg/dl | Hautprobleme, schlechtes Fell | kommen selten vor |
Kupfer | 70 – 150 µg/dl | Anämie, Knochenschwäche | Toxizität |
Mangan | 2 – 4 µg/dl | Wachstumsstörungen, Gelenkprobleme | kommen selten vor |
Achtung Momentaufnahme!
Bedenke immer, dass ein Blutbild beim Pferd immer nur eine Momentaufnahme des aktuellen Zustands ist. Darum ist es auch so wichtig, dass du die Untersuchung gut vorbereitest. Tipps dazu findest du hier.
Elektrolyte
Elektrolyte sind im Grunde ebenso Mineralstoffe. Diese besitzen aber die Besonderheit, dass sie eine elektrische Ladung tragen. Sie sind für die Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalts und der Nerven- und Muskelfunktion unerlässlich.
Elektrolyt | Normalwert | Niedrige Werte | Erhöhte Werte |
Natrium | 135 – 145 mmol/l | Dehydration, Muskelkrämpfe | kommen selten vor |
Kalium | 3,5 – 5,0 mmol/l | Muskelschwäche, Herzprobleme | Nierenprobleme, Azidose |
Chlorid | 98 – 107 mmol/l | Verdauungsprobleme, Elektrolytstörungen | Dehydration |
Vitamine
Vitamine sind organische Verbindungen, die für den Körper lebensnotwendig sind. Sie spielen eine zentrale Rolle in einer Vielzahl von biochemischen Prozessen. So unterstützen sie das Immunsystem, die Knochen- und Zahngesundheit, Energieproduktion sowie Nervensystem und Stoffwechsel. Sie müssen meist über die Nahrung aufgenommen werden, da Pferde sie nicht (ausreichend) synthetisieren können.
Vitamin | Normalwert | Niedrige Werte | Erhöhte Werte |
Vitamin E | 2 – 4 mg/l | Muskelschwäche | kommen selten vor |
Vitamin D | 20 – 60 ng/ml | Knochenschwäche, -deformationen | kommen selten vor |
All die genannten Nährstoffe können durch eine ausgewogene Ernährung und die Ergänzung bestimmter Futtermittel, Kräuter und Pflanzen ausgeglichen werden. Dein Tierarzt wird zudem mit dir gemeinsam über das Blutbild beim Pferd sprechen. Sollten hier weitere Maßnahmen notwendig sein oder er eine schwerwiegendere Ursache vermuten, könnt ihr so gemeinsam einen Behandlungsplan entwickeln.
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Blutbild beim Pferd auswerten: diese Krankheiten kannst du erkennen
Neben “einfachen” Mangelerscheinungen können atypische Blutwerte auch Anzeichen für verschiedene Krankheiten sein. Je nach Verdacht solltest du dein Augenmerk auf unterschiedliche Parameter legen. Relativ weitverbreitet sind:
- Anämie: Typische Parameter sind niedrige Erythrozyten-, Hämoglobin- und Hämatokritwerte. Ursachen können Blutverlust, Parasitenbefall, Mangelernährung oder chronische Krankheiten sein. Ergänzungen wie Eisen, Kupfer und Vitamin B12 können helfen.
- Infektionen und Entzündungen: Erhöhte Leukozytenwerte sind häufig, möglicherweise begleitet von Fieber und anderen Symptomen. Antibiotika oder entzündungshemmende Medikamente können notwendig sein.
- Dehydration: Hoher Hämatokritwert und manchmal erhöhter Erythrozytenwert, oft verbunden mit Anzeichen von Wassermangel wie trockene Schleimhäute und erhöhte Herzfrequenz. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Elektrolyte sind wichtig.
- Chronische Lungenerkrankungen: Erhöhte Erythrozyten- und Hämoglobinwerte als Kompensationsmechanismus für die Sauerstoffversorgung. Behandlung der Grunderkrankung ist entscheidend.
- Nierenprobleme: Erhöhte Kalzium- und Phosphorwerte, möglicherweise auch Veränderungen bei Natrium und Kalium. Unterstützende Nierenbehandlung und diätetische Anpassungen sind erforderlich.
- Muskelschwäche: Niedrige Werte von Magnesium, Kalzium oder Vitamin E. Nahrungsergänzungen und diätetische Anpassungen können helfen.
- Elektrolytstörungen: Veränderungen bei Natrium, Kalium und Chlorid. Symptome können Muskelkrämpfe, Schwäche und Verdauungsprobleme umfassen. Elektrolyte ausbalancieren und zugrunde liegende Ursachen behandeln.
Diese Fallbeispiele zeigen, wie komplex die Interpretation eines Blutbildes beim Pferd ist. Berücksichtige darum stets die spezifischen Umstände und Symptome. Gegebenenfalls sind auch weitere Diagnoseverfahren notwendig, um eindeutige Schlüsse ziehen zu können. Eine enge Zusammenarbeit mit deinem Tierarzt ist darum unerlässlich.
Blutbild beim Pferd: Probenentnahme und Ablauf der Untersuchung
Das Blutbild beim Pferd wird in der Regel durch einen Veterinär veranlasst. Dieser wird meist über eine Vene im Halsbereich die benötigte Menge entnehmen. Anschließend wird die Probe an ein Labor geschickt und hier auf diverse Parameter untersucht. Besteht ein konkreter Verdacht auf eine Krankheit, können zu den Standardwerten auch weitere Faktoren einbezogen werden. Das muss allerdings dein Tierarzt explizit anfordern.
Bevor das Ganze jedoch stattfinden kann, musst du selbst einiges beachten. Solltest du vorhaben, die Ernährung anzupassen, ist es sinnvoll, das Ergänzungsfutter zunächst abzusetzen. Das sollte am besten eine Woche, spätestens aber einen Tag vorher passieren. Gleiches kann für Medikamente gelten – halte hier aber unbedingt immer Rücksprache.
Sorge zudem dafür, dass dein Pferd möglichst ruhig ist. Das bedeutet auch, dass die Blutabnahme in bekannter Umgebung stattfinden sollte. Vermeide intensives Training vor der Probe und stelle sicher, dass dein Pferd gut hydriert ist.
Was tun bei auffälligen Blutwerten?
Wenn die Werte im Blutbild deines Pferdes außerhalb der Norm liegen, ist es wichtig, die Ursache dafür zu finden und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Sind einige Nährstoffe im Überschuss vorhanden oder ist ein Mangel ersichtlich? Dann ist eine Ernährungsanpassung oft der erste Schritt. Kaufe hier am besten Zusatzfutter mit Nährstoffen, die individuell auf dein Tier abgestimmt sind.
Generell gibt es natürlich einige Pflanzen und Kräuter, die reich an bestimmten Inhaltsstoffen sind. Diese kannst du auch einsetzen, um einen Mangel zu bekämpfen:
- Kalzium: Luzerne, Kleie
- Phosphor: Hafer, Sojabohnen
- Magnesium: Spinat, Bananen
- Eisen: Huflattich, Brennnessel
- Zink: Kürbiskerne, Leinsamen
- Kupfer: Sonnenblumenkerne, Mandeln
- Mangan: Hafer Rübenmelasse
- Natrium: Salzlecksteine
- Kalium: Melasse
Liegt eine Krankheit zugrunde, wird der Tierarzt mit dir weitere Schritte besprechen. Dazu können zum Beispiel weitere Diagnoseverfahren gehören. Eine Haaranalyse beispielsweise kann Mineralstoffmängel und die Belastungen mit Schwermetallen aufzeigen. Kotproben hingegen eignen sich zum Nachweis von Parasitenbefall. Ultraschall und Röntgen helfen währenddessen, die innerer Organe und Strukturen zu untersuchen.
Anschließend kann eine Behandlung mit Medikamenten, ggf. Physiotherapie oder Operationen notwendig werden. Sollte dir deren Notwendigkeit nicht einleuchten, zögere auch nicht, eine Zweitmeinung einzuholen – diese kann nie schaden.
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