Ein übergewichtiges Pferd steht auf einer Wiese und grast. Im Hintergrund ein Wald.

EMS bei Pferden erkennen und behandeln: ein umfassender Ratgeber

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Was verbirgt sich eigentlich hinter EMS bei Pferden? Erfahre alles, was du wissen musst!

Das Equine Metabolische Syndrom (EMS) bei Pferden ist eine der häufigsten stoffwechselbedingten Erkrankungen. Sie steht in direktem Zusammenhang mit Insulinresistenz, Übergewicht und der daraus resultierenden Hufrehe. In unserem umfassenden Leitfaden erklären wir dir, wie du die Symptome erkennst und die Krankheit durch gezieltes Management behandelst. Lies jetzt weiter!

Was ist EMS bei Pferden?

EMS bei Pferden, oder das Equine Metabolische Syndrom, ist eine komplexe Stoffwechselerkrankung. Sie zählt zu den sogenannten Zivilisationskrankheiten und ist primär durch Insulinresistenz, Übergewicht und das erhöhte Risiko für Hufrehe gekennzeichnet. Was genau die Ursachen sind und was im Körper passiert, erklären wir dir jetzt genauer.

Eine Grafik zeigt einen Steckbrief von EMS bei Pferden.
Foto: © Equidocs
Das versteckt sich hinter der Stoffwechselerkrankung

Ursachen: vom Steppen- zum Haustier

EMS bei Pferden ist eine relativ neue Erscheinung und zählt zu den sogenannten Wohlstandserkrankungen. Doch was heißt das? Bevor wir Menschen sie als Nutztiere domestizierten, lebten die Tiere in Steppen. Hier legten sie auf der Suche nach Nahrung mehrere Kilometer am Tag zurück. Zwei Faktoren kamen also zusammen: wenige, faserreiche Futterquellen und viel Bewegung.

Inzwischen leben die meisten Pferde in Komfort – die grünen Weiden erfordern kaum weiteren Aufwand, um sich den Magen vollzuschlagen. In Kombination mit langfristigen Pausen im Training nehmen unsere Tiere immer weiter zu. Übergewicht ist die erste Folge.

Genetische Prädispositionen führen zudem dazu, dass einige Tiere eine natürliche Tendenz zur effizienten Futterverwertung mitbringen. Was in einer Welt mit begrenztem Nahrungsangebot vorteilhaft wäre, erhöht unter modernen Haltungsbedingungen jedoch oft das Risiko des Equinen Metabolischen Syndroms. Denn heutzutage steht Gras und Raufutter oft im Überschuss zur Verfügung.

Ein dicker Shettlandpony-Hengst steht auf einer grünen Wiese
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Übergewicht zählt zu den Hauptursachen

Medizinische Perspektive: Was passiert im Körper des Pferdes?

EMS bei Pferden ist eine komplexe metabolische Störung. Sie beginnt in einer zu hohen Zufuhr von leicht verdaulichen Kohlenhydraten sowie Energie, insbesondere durch Kraftfutter und fettes Weidegras. Dadurch setzt das Tier überschüssiges Fett an. Typische Stellen sind Nacken, Schwanzansatz und Schulterbereich. 

Bleibt das Übergewicht unbehandelt, stellen sich mit der Zeit weitere Symptome ein. Der Blutzucker steigt und oft entwickeln sich erste Anzeichen einer Hufrehe, aufgrund einer Insulinresistenz. Unbehandelt wird diese chronisch und die Gesamtgesundheit leidet unter der anhaltenden Belastung des Stoffwechsels.

Ein Veterinär schaut sich die Hufe eines Pferdes an
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Hufrehe ist Symptom einer Stoffwechselstörung

Konkret sieht der biochemische und physiologische Prozess so aus:

  1. Insulinresistenz:
    • Insulin ist ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse produziert wird und hilft, Glukose (Zucker) aus dem Blut in die Zellen zu transportieren. Dort wird sie als Energie verwendet. 
    • Bei EMS-Pferden sind die Zellen weniger empfindlich gegenüber Insulin, was bedeutet, dass trotz normaler oder erhöhter Insulinspiegel die Glukose nicht effektiv in sie gelangt.
    • Folge: Der Körper versucht, die Insulinresistenz zu kompensieren, indem er mehr des Hormons produziert. Dies führt zu Hyperinsulinämie, also zu einem dauerhaft erhöhten Insulinspiegel im Blut.
  2. Stoffwechselstörungen:
    • EMS beeinträchtigt auch den Fettstoffwechsel. Durch die Insulinresistenz kann es zu einer übermäßigen Fettanlagerung kommen.
    • Die Leber ist ebenfalls betroffen, was die Verarbeitung von Fetten und Kohlenhydraten stört und zur Entwicklung einer Fettleber führen kann.
    • Obwohl Insulin im Überfluss vorhanden ist, bleibt der Blutzuckerspiegel hoch. Langfristig kann dies zu einer Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse und damit einer Hyperglykämie führen.
  3. Entwicklung von Hufrehe:
    • Die chronisch hohen Insulinspiegel beeinträchtigen die Blutgefäße im Huf, was eine mangelhafte Blutversorgung und entzündliche Prozessen in diesem Bereich zur Folge haben kann.
    • Insulin hat direkte Auswirkungen auf die Huf-Laminae, die Strukturen, die den Hufknochen an der Hufwand befestigen. Gelangt das Hormon nur noch unzureichend an die benötigten Stellen, wird die Laminae geschädigt, was zu Hufrehe führt.
Ein Kaltblut steht vor einem weißen Zaun
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Was ist der Unterschied zwischen Cushing und EMS beim Pferd?

EMS und ECS: Wo liegen die Unterschiede?

EMS bei Pferden kannst du leicht mit anderen metabolischen und hormonellen Störungen verwechseln, die ähnliche Symptome zeigen. Um eine korrekte Diagnose und effektive Behandlung stellen zu können, vergleichen wir EMS mit dem Equinen Cushing-Syndrom (ECS).

MerkmalEMSECS
HauptursacheInsulinresistenz und genetische PrädispositionFunktionsstörung der Hypophyse
häufig betroffenoft jüngere, übergewichtige Pferde und Ponysältere Pferde
HauptsymptomeÜbergewicht, Fettablagerungen, Hufreheverändertes Fell, Muskelschwund, Hufrehe
DiagnoseBluttests auf Insulin- und GlukosespiegelACTH-Test, Cortisol-Tests
Prävention und ManagementDiät, Bewegungsprogrammemedikamentöse Behandlung, Ernährungsanpassungen
langfristige Auswirkungenchronische Hufrehe, Verschlechterung der Lebensqualitätpotenziell lebensbedrohlich

Generell gilt: Hast du den Verdacht, dass bei deinem Pferd eine Stoffwechselstörung auftritt? Dann kontaktiere deinen Tierarzt. Eine frühzeitige und gesicherte Diagnose verbessern immer die Heilungschancen oder sichern zumindest mehr Behandlungsmöglichkeiten, welche die Lebensqualität verbessern.

Anzeichen und Symptome erkennen

EMS bei Pferden kann eine Reihe von Symptomen aufweisen, die oft schleichend beginnen und sich im Laufe der Zeit verschlimmern. Zu den frühesten und auffälligsten Anzeichen gehört eine Zunahme des Körpergewichts. Besonders das Auftreten von ungewöhnlichen Fettablagerungen an bestimmten Körperstellen wie dem Nacken oder über den Schultern ist charakteristisch. 

Weitere Symptome:

  • erhöhte Trinkmenge und dementsprechend gesteigerte Urinproduktion 
  • chronische Müdigkeit sowie Abnahme der Energie und Ausdauer
  • übermäßiges Schwitzen auch ohne intensive körperliche Anstrengung
  • wiederkehrende Hufprobleme wie Brüchigkeit oder schlechtes Wachstum
  • Verdauungsprobleme wie Koliken oder unregelmäßiger Kot
  • Resistenz gegenüber Gewichtsverlust trotz Diät und/oder erhöhter körperlicher Aktivität 
  • struppiges, stumpfes Fell
Ein Pferdehintern, an dessen Schweifrübe deutlich Fett abgelagert ist
Foto: © PIC By Femke, Quelle: Adobe Stock
Fettablagerungen sind typisch für das Equine Metabolische Syndrom

Diagnose von EMS bei Pferden

Die frühzeitige Diagnose ist entscheidend für das Wohlbefinden und die langfristige Gesundheit deines Pferdes. Dein Tierarzt wird in der Regel mit einer gründlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung beginnen. Bekräftigt sich die Vermutung auf Equines Metabolisches Syndrom, werden spezifische Bluttests erforderlich. Neben der Messung des Insulinspiegels sind weitere Tests sinnvoll:

  • Glukosetoleranztest: Nach der Verabreichung einer definierten Menge Glukose werden in regelmäßigen Abständen Blutproben genommen, um die Reaktion auf den Zucker zu beurteilen.
  • ACTH-Test: Damit wird EMS von anderen endokrinen Erkrankungen wie dem Cushing-Syndrom unterscheiden.

Sollte bei deinem Pferd EMS diagnostiziert werden, gilt es möglichst schnell mit der Behandlung zu beginnen. Denn dann stehen die Heilungschancen in der Regel sehr gut.

Jemand entnimmt von einem fuchsfarbenen Pferd eine Blutprobe
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Blutproben sind in der Diagnostik essenziell

Behandlung und Management von EMS bei Pferden

Die Behandlung des Syndroms erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl die Ernährung als auch die körperliche Aktivität deines Pferdes berücksichtigt. Im Fokus steht hier die Gewichtsreduktion. Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten, kann es sein, dass der Tierarzt Medikamente verschreibt.

Eine Grafik zur Fütterung von EMS-Pferden. Ein galoppierendes Pferd im Hintergrund.
Foto: © Equidocs
Bei EMS-Pferden solltest du genau auf das Futter achten

Fütterung bei EMS

Um die Gewichtsabnahme zu unterstützen, musst du zunächst den Blutzuckerspiegel stabilisieren und die Insulinsensitivität verbessern. Futtermittel mit hohem Zucker- und Stärkegehalt, wie Melasse und bestimmte Getreidesorten (insbesondere Mais und Hafer) solltest du dabei meiden.

Priorisiere stattdessen Futter mit hohem Ballaststoffgehalt. Dies fördert die Darmgesundheit und unterstützt die Gewichtskontrolle. Achte bei Heu und Gras auf einen niedrigen glykämischen Index, um Blutzuckerspitzen zu vermeiden.

Aber Achtung! Auch wenn dein Pferd weniger frisst, muss der Mineralhaushalt natürlich gedeckt werden. Um das zu gewährleisten, solltest du auf spezielle Diätfuttermittel setzen. Biete dieses in regelmäßigen Abständen an, um einen stabilen Blutzuckerspiegel zu unterstützen. 

Passende Ergänzungsmittel zur Fütterung bei EMS-Pferden findest du in unserem Online-Shop!

Stelle zudem sicher, dass dein Pferd immer Zugang zu frischem Wasser hat, besonders wenn die Futteraufnahme überwiegend trocken ist. Überwache regelmäßig den Körperzustand und passe die Futterrationen entsprechend an. 

Tipp: Verwende am besten Heunetze, um die Fressgeschwindigkeit zu reduzieren und das Pferd länger zu beschäftigen.

Trainingsplan: Jetzt ist Abspecken angesagt!

Regelmäßige körperliche Aktivität ist entscheidend, um das Gewicht zu managen und die Insulinresistenz zu bekämpfen. Entwickle einen Trainingsplan, der auf die individuellen Bedürfnisse und den Gesundheitszustand deines Pferdes abgestimmt ist. Beginne mit leichten Übungen und steigere allmählich die Intensität und Dauer der Trainingseinheiten.

Zeigt dein Pferd Anzeichen einer Hufrehe, musst du das Training entsprechend anpassen. Konsultiere einen Tierarzt und möglicherweise einen Huforthopäden, um ein sicheres und effektives Programm zu erstellen.

Allgemein gilt: Beobachte dein Tier immer genau und passe den Plan bei Bedarf an. Zeichen von Erschöpfung oder Unbehagen sollten ernst genommen und mit einem Tierarzt besprochen werden. Durch solch eine engmaschige Kommunikation kann sich EMS bei Pferden aber gut verbessern.

Ein Schimmel frisst aus einem Futtereimer
Foto: © Aneta, Quelle: Adobe Stock
Passe das Pferdefutter immer individuell an

Medikamentöse Unterstützung

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Behandlung notwendig sein, um die Insulinsensitivität zu verbessern und die Symptome zu kontrollieren. Typisch ist Metformin. Es dient dazu, die Glukoseaufnahme im Darm zu reduzieren und die Insulinempfindlichkeit zu verbessern. Es ist besonders hilfreich bei Pferden, die auf diätetische Anpassungen allein nicht ausreichend ansprechen.

Lass deinen Tierarzt in diesem Fall regelmäßige Bluttests durchführen. Diese stellen sicher, dass das Medikament effektiv ist und keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten.

Ein Pony mit einem Weide-Maulkorb grast
Foto: © Gerfried, Quelle: Adobe Stock
Um die Futteraufnahme zu kontrollieren, eignet sich ggf. ein Weide-Maulkorb

Prävention: Vorbeugen ist besser als heilen

Der Arzt mit dem passenden Namen Hufeland hat es bereits vor über 200 Jahren richtig erkannt: Die Prävention ist einfach immer leichter als die Behandlung. In diesem Fall sieht sie so aus:

  1. Regelmäßige Gesundheitsüberprüfungen: Ein regelmäßiger Check-up beim Tierarzt ist entscheidend, um den Gesundheitszustand deines Pferdes zu überwachen und frühzeitig Anzeichen einer sich entwickelnden Insulinresistenz zu erkennen.
  2. Anpassung der Weidezeiten: Beschränke den Zugang zu fettem Weidegras, besonders während der Wachstumsphasen im Frühling und Herbst, wenn das Gras reich an Fruktan ist. Überlege, ob ein Weide-Maulkorb sinnvoll sein könnte, um die Grasaufnahme zu kontrollieren.
  3. Ernährungsumstellung vorbeugend anpassen: Selbst bei Tieren, die noch keine Anzeichen von EMS zeigen, kann eine vorausschauende Anpassung der Ernährung hilfreich sein, besonders wenn eine genetische Prädisposition bekannt ist.

Durch diese Strategien kannst du nicht nur die Entwicklung von EMS bei Pferden verhindern, sondern auch die Auswirkungen auf ein bereits betroffenes Tier minimieren. Wende dich für individuelle Futter- und Trainingspläne am besten an deinen Veterinär.

Weiterführende Links

6 Kommentare zu “Heu für Pferde: Ein Grundnahrungsmittel unter der Lupe”

  1. Nils Molitor sagt:

    Ich finde den Beitrag sehr oberflächlich. Es wird in keiner Weise darauf eingegangen das Heulage und Silage für Pferde auf gefährlich sein kann Aufgrund von Botulismus. Für eine gesunde Fütterung sollten Pferde immer 24 Stunden Zugang zu Heu haben. Ausnahmen kann man da nur bei sehr übergewichtigen Pferden machen und auch da sollte man die Ursache suchen, es ist nicht das zu viele Heu.

  2. Noch ein Gedankenanstoss zum Heu: Die Leistungskühe von heute brauchen vielmehr Nährstoffe als sie im ‚Normalen Futter‘ aufnehmen können, durch Zucht usw.
    Pferde brauchen eher mageres Heu, da sie vom Körper und Verdauung auf möglichst trockene, magere Pflenzen eingestellt sind. (verteilt über den ganzen Tag)

    Häufig geht es gut, den Pferden das selbe Heu wie den Kühen zu geben, aber oft werden die Pferde durch das Kuh-Heu, das auf eine ganz andere Nährstoffbilanz produziert wurde, zu dick und fehlernährt und oft krank.

    Das Heu für Pferde soll nicht zu mager sein, aber die Gräser sollten beim Schnittpunkt verblüht sein, für Kühe nimmt man (wenn es dieselbe Wiese ist und nicht eine spezielle Kleemischung…) den Schnitt einiges früher, dass noch möglichst gehaltvolles Heu geerntet werden kann. Gerade Cushing und Rehepferde werden mit dem Kuh-Heu arg geschädigt.

    Ob belüftet oder nicht, ist mir eigentlich egal, wenn die Qualität stimmt und die eben erwähnten Punkte berücksichtigt wurden.