Hufrollenentzündung: Ursache, Symptome und Behandlung
Die Hufrollenentzündung ist eine der häufigsten Ursachen für eine chronische Lahmheit des Pferdes. Bleibt sie unbehandelt, kann sie sich schnell zu einem anhaltenden Problem entwickeln. Lesen Sie hier, wie Sie die Krankheit frühzeitig erkennen, welche Schritte anschließend getätigt werden müssen und welche vorbeugenden Maßnahmen Sie ergreifen können!
Inhaltsverzeichnis
Die Hufrolle: ein komplexes Umlenksystem
Beim Begriff Hufrolle werden viele Pferdebesitzer bereits nervös, da sie ihn sofort mit der entzündlichen und degenerativen Erkrankung im Hufbereich der Tiere verbinden. Dabei handelt es sich dabei tatsächlich nicht generell um eine Krankheit, sondern um ein Körperteil, welches ein komplexes Umlenksystem beinhaltet. Dieses kümmert sich um die Verteilung der Last.
Gebildet wird dieses aus dem Strahlbein, dem unteren Abschnitt der tiefen Beugesehne und dem Hufrollenschleimbeutel. Seine Aufgabe besteht darin, das Gewicht des Pferdes bei jedem Schritt abzufedern. Ist dieser Bereich jedoch irritiert oder gar entzündet, muss zeitnah gehandelt werden. Denn das Tier empfindet bei einer Hufrollenentzündung mit jedem Schritt starke Schmerzen, sobald es in den Boden einsinkt. Unbehandelt kann diese zu weiteren Problemen und schließlich zur Erlahmung führen.
Mögliche Ursachen einer Hufrollenentzündung bei Pferden
Die schmerzhafte Entzündung der Hufrolle, auch Podotrochlose, Hufrollensyndrom oder Hufrollennekrose genannt, entsteht meist schleichend. Zeitweise kann sie auch aussetzen und nur gering bis mittelgradig ausgeprägt sein. Betroffen sind fast ausnahmslos die Vorderhufe und das in den meisten Fällen beidseitig. Die Hinterbeine sind für diese Erkrankung wesentlich weniger anfällig. Was genau diese verursacht, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Allerdings scheinen viele verschiedene Faktoren Einfluss darauf zu nehmen. Lesen Sie hier mehr darüber!
Vermutete Auslöser
Häufig wird die Hufrollentzündung erstmalig zwischen dem 6. und 14. Lebensjahr des Tieres festgestellt. Ist ihr Pferd einmal daran erkrankt, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass das Syndrom erneut auftritt. Umso wichtiger ist es, die Krankheit frühzeitig zu erkennen. Folgende Aspekte sollten Sie darum besonders im Auge behalten:
- eine genetische Prädisposition
- schlechte Durchblutung, z.B. durch mangelnde Bewegung
- fehlende bzw. unzureichende Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen
- zu kurze Hufeisen
- akutes Trauma durch eine Verletzung
- Übergewicht
- Überlastung der Vorhand durch eine schwache Hinterhand
- zu viele enge Windungen und harte Böden
- falsche/unregelmäßige Hufbearbeitung
- zu frühes Anreiten bzw. zu starke Belastung von Jungpferden
- Fehlstellungen wie Zwanghufe, lange Zehen, hohe Trachtenbereiche
- fehlerhafte Gliedmaßenstellung
Viele dieser Probleme können zudem haltungsbedingt auftreten, wenn Pferde zum Beispiel nicht ausreichend Bewegung und/oder minderwertiges Futter bekommen. Eine ganzheitliche Beratung durch einen qualifizierten Veterinär sowie Hufschmied ist darum unabdinglich, sollten Sie den Verdacht auf Podotrochlose haben.
Die Reitweise als mögliche Ursache
Die Podotrochlose wird häufig als Berufskrankheit des Springreitens bezeichnet. Denn gerade hier ist die Belastung der Gliedmaßen besonders stark. Bereits durch das Gewicht eines stehenden Tieres ist die Beugesehne stark beansprucht. Entsprechend scheint bei hohen Sprüngen, schnellem Tempo, engen Windungen, abrupten Stopps und schwierigem Gelände die Begünstigung einer Hufrollenentzündung nicht überraschend.
Bei den ersten Anzeichen eines klammen Ganges bzw. eines Kürzertretens sollten Sie sich generell die Frage stellen, woher diese rühren könnte. Denn auch bei Dressurtieren können zu frühe und anspruchsvolle Lektionen, ohne ausreichend ausgebildete Muskulatur und Kraft, zu einem Überstrapazieren führen. Oftmals entsteht diese durch eine mangelnde Rücken- und Hinterhandtätigkeit, wodurch wiederum die Vorderhufe stärker belastet werden. Vergessen Sie nicht, dass imponierende Gänge und schwebende Tritte keine natürlich angeborenen Erscheinungen sind.
Doch auch Freizeitpferde können betroffen sein. Oftmals durch eine Vernachlässigung von Ausbildung, Muskelaufbau oder Gymnastizierung. Eine korrekte Bodenarbeit kann diesem entgegenwirken. Denn auch im Freilauf belasten abrupte Stopps, schnelle Wendungen und rutschige Böden die Hufe.
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Symptome einer Hufrollenentzündung
Wie die möglichen Ursachen sind auch die Anzeichen auf eine Hufrollenentzündung vielfältig. Wenden Sie sich bei Auffälligkeiten zeitnah an Ihren Tierarzt. Symptome, auf die Sie im Zusammenhang mit dieser Erkrankung besonders achten sollten, sind die folgenden:
- häufiges Stolpern
- Anzeichen von Wendeschmerzen wie ausschließliches Lahmen in engen Kurven
- Taktunreines Gehen
- klammer Gang
- deutliche Verschlechterung beim Longieren, darunter Widersetzen oder Probleme bei der Bewegungskoordination
- Entlastung der Vorderhufe durch das Herausstellen des betroffenen Beines
- Verformung der Vorderhufe
- flache Trachten und lange Zehen
Bedenken Sie zudem, dass manche dieser Symptome zeitweise wieder verschwinden können, wenn das Tier versucht, das betroffene Bein zu entlasten. Hierdurch springt die Krankheit dann meist auf beide Vorderhufe über. Häufige Begleitungen des Syndroms sind zudem Spat, also die Arthrose des Gelenks und eine Degeneration des Strahlkissens. Diese können zu einer starken Einschränkung in der Lebensqualität Ihres Pferdes führen.
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Behandlung der Podotrochlose
Solang die Erkrankung noch nicht chronisch geworden ist, besteht die Möglichkeit einer vollständigen Ausheilung. Trotzdem bleiben einmal erkrankte Pferde für weitere Hufrollenentzünden anfällig. Wie diese durch einen Tierarzt sowie durch Sie selbst behandelt werden können, lesen Sie hier.
Diagnose und Behandlung durch den Veterinär
Besteht der Verdacht auf eine Hufrollenentzündung, wird vom Tierarzt eine ausführliche Anamnese eingeleitet. Darunter fällt eine Lahmheitsuntersuchung, die Beurteilung des Gangbildes, systematische Beugeproben und eine Leistungsanästhesie. Zudem wird häufig der Hufballenbereich des Pferdes betäubt. Zeigt sich daraufhin eine Verbesserung, ist dies ebenfalls ein starkes Anzeichen für die Erkrankung. In manchen Fällen werden zudem Röntgenbilder angefordert, teils sogar ein Ultraschall durchgeführt sowie Gelenkflüssigkeit abgenommen. Es gilt hierbei vor allem eine Abgrenzung zu ähnlichen Pferdekrankheiten, die mit Lahmheit einhergehen vorzunehmen. Darunter:
Bestätigt sich der Verdacht auf eine Entzündung der Hufe, kombiniert der Veterinär meist mehrere Behandlungen miteinander, um den degenerativen Prozess aufzuhalten. Bei leichten Verläufen werden beispielsweise eine Reihe an entzündungshemmenden, knochenaufbauenden und durchblutungsfördernden Medikamenten verschrieben. Diese sollen dem Pferd ein schmerzfreies Laufen ermöglichen. Eine langandauernde Erkrankung kann an Gelenken, Sehnen, Bändern und Schleimbeuteln unheilbare Schäden verursachen, die das Tier unreitbar machen. Hier müssen die Gelenke teils unter Vollnarkose behandelt werden.
Für die Regeneration des Gewebes haben sich biotechnologische Verfahren, wie beispielsweise die Stammzell- oder Stoßwellentherapie sowie die Tildren- bzw. OsPhos-Injektion, bewährt. Außerdem kann ein orthopädischer Beschlag den Druck auf die Hufrolle verringern und so die Zehenrichtung auf ein schnelleres Abrollen anpassen.
Behandlung einer Hufrollenentzündung durch den Halter
Auch als Besitzer können Sie Ihr Pferd beim Heilungsprozess einer Hufrollenentzündung unterstützen. Wir haben Ihnen hierfür die wichtigsten Aspekte, die Sie dabei beachten sollten, aufgelistet:
- Lassen Sie das Syndrom unbedingt von einem Veterinär behandeln.
- Fragen Sie bei Ihrem Hufschmied nach einem orthopädischen Beschlag.
- Passen Sie Boxenruhe und Trainingsplan nach der Besprechung mit dem Tierarzt an.
- Trainieren Sie vorzugsweise auf weichen Böden.
- Haben Sie Geduld.
Besonders der letzte Punkt ist wichtig. Rechnen Sie für die vollständige Ausheilung mit mindestens einem Jahr. Bei einem unbeschlagenen Pferd bessert sich die Lahmheit erst nach ca. drei Monaten. Bleibt Ihr Tier unbehandelt, kann sich im schlimmsten Fall eine Strahlbein-Nekrose bilden. Diese entsteht durch die Reibung der Sehne, die sich wiederum ebenfalls entzündet. Dabei wird das Strahlbein nicht mehr mit genügend Blut versorgt, sodass Zellen absterben.
Auch wird das Knorpel- und Sehengewebe porös, das Knochengewebe entkalkt oder es entstehen Verwachsungen. Hierdurch kann das Strahlbein dann gänzlich brechen. Dieses kann ebenfalls therapiert werden. Allerdings ist es nicht nur zeitaufwendig und verursacht starke Schmerzen für Ihr Pferd, sondern es kann, je nach Intensität, eine Restlahmheit verbleiben.
Kann das Pferd während einer Hufrollenentzündung beritten werden?
Theoretisch kann das Pferd während einer Hufrollenentzündung beritten werden. Bedenken Sie jedoch, dass durch das ständige Stolpern erhöhte Risiken für Verletzungen bei Mensch und Tier entstehen. Solange es lahmt, ist die Arbeit vom Rücken aus zudem vollständig ausgeschlossen. Beginnen Sie erst wieder mit dem Training, wenn Ihr Pferd 100 % schmerzfrei ist und auch auf hartem Boden taktrein laufen kann. Gehen Sie selbst dann sehr langsam und vorsichtig vor!
Auch wenn sich Ihr Tier vollständig erholt, ist seine sportliche Karriere zu Ende. Gönnen Sie ihm eine ausführliche Ruhepause, selbst wenn es aufgrund der Behandlung nicht mehr lahmt. Danach können Sie mit dem Aufbautraining beginnen und im Anschluss mit Ihrem neuen Freizeitbegleiter gemeinsam schöne Ausflüge erleben.
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Vorsorge – unternehmen Sie jetzt schon etwas gegen Podotrochlose
Damit Ihr Pferd gar nicht erst an einer Hufrollenentzündung erkrankt, können Sie eine Reihe von Maßnahmen treffen. Diese ergeben sich aus den möglichen Ursachen für das Syndrom. Unterteilen können Sie sie in die korrekte Arbeit mit dem Pferd und eine nährstoffreiche Futterzugabe.
Das Pferd richtig bewegen
Sinn und Zweck einer dressurmäßigen Gymnastizierung ist es, das Pferd geradezurichten, die Vorderhand zu entlasten sowie die Muskulatur von Rücken und Hinterhand zu stärken. Auch bei Freizeitpferden und Lasttieren führt für eine langlebige Gesundheit kein Weg an korrektem Training vorbei. Worauf Sie deshalb achten sollten, lesen Sie hier:
- Ermöglichen Sie Ihrem Pferd ausreichend Bewegung, damit die Durchblutung angeregt wird. Das führt zu einem generell gestärkten Bewegungsapparat.
- Sorgen Sie dafür, dass Ihr Tier stets ordentlich aufgewärmt ist, bevor Sie mit dem Training beginnen. Besonders im Winter.
- Achten Sie darauf, dass hohe Sprünge, abrupte Stopps und enge Wendungen auf den Trainingsstand Ihres Pferdes angepasst sind.
- Arbeiten Sie an guter Hinterhandaktivität, um die Vorderhand zu entlasten. Übungen wie Rückwärtsrichten, Gehen über einseitig angehobene Bodenstangen oder Seitengänge können hier helfen.
Nährstoffreiches Futter
Neben der eigentlichen Bewegung spielt auch die Zugabe von nährstoffreichem Futter eine große Rolle in der Vorsorge gegen Hufrollenentzündungen. Wir haben Ihnen deshalb einige Tipps für die Nahrungsergänzung zusammengefasst:
- Achten Sie darauf, dass Ihr Pferd mit ausreichend Elektrolyte, Vitamine und Mineralstoffe bekommt.
- Erfahrungsberichten nach, eignen sich auch homöopathische Mittel und Kräuter zur Steigerung der Durchblutung. Darunter Brennnesselkraut oder Knoblauch.
- Besonders Teufelskralle wirkt bei degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates schmerzlindernd und unterstützend.
- Hohlzahnkraut enthält auch den Stoff Harpagsoid und dient deshalb ebenso der Entzündungshemmung.
- Weidenrinde ist ein natürlicher Schmerzstiller, der sich ebenfalls bei Erkrankungen des Bewegungsapparates bewährt hat und die Mobilität positiv beeinflusst.
- Rosmarin hilft bei Gelenkschmerzen und kurbelt den Stoffwechsel an.
- MSM ist an vielen Prozessen im Körper beteiligt und stärkt unter anderem das Hufhorn.
- Löwenzahn unterstützt Leber und Niere bei der Ausscheidung von Abbauprodukten und Schadstoffen.
Sie sehen, es ist nicht schwer, etwas für die allgemeine Gesundheit Ihres Pferdes zu tun. Überprüfen Sie noch heute, ob Ihrem Tier alle Voraussetzungen für eine artgerechte Haltung gegeben sind. Und vergessen Sie nicht, bei Anzeichen einer Hufrollenentzündung zeitnah ihren Veterinär zu kontaktieren.
Weiterführende Links
www.st-georg.de/…/hufrolle-hufrollenentzuendung-beim-pferd/
www.pferdeklinik-aschheim.de/hufrollensyndrom-beim-pferd/
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