Sie kennen es sicher von sich selbst: Essen Sie etwas Komisches oder haben Sie viel Stress im Alltag, wirkt sich das auf die Verdauung aus. Bei unseren Tieren ist das ähnlich und so sind diese beiden Punkte Hauptursachen für Magenprobleme beim Pferd. Wie Sie diese erkennen und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie jetzt!

Der Pferdemagen: Verstehen, was passiert

Um auf Magenprobleme beim Pferd näher eingehen zu können, wollen wir zunächst einmal das Organ selbst etwas genauer betrachten. Denn schon anhand seiner Beschaffenheit können Sie vielleicht besser verstehen, warum so viele Pferde mit Schmerzen in diesem Bereich zu kämpfen haben.

Das Volumen eines Pferdemagens beträgt im Schnitt 15 l – diese Größe kann natürlich abhängig von der Größe des Pferdes und auch der Rasse etwas variieren. Jedoch ist er im Verhältnis zum Tier selbst immer relativ klein. Der Grund dafür ist, dass er eigentlich ständig arbeitet, denn das Pferd ist in der Natur ein Dauerfresser. Das Organ produziert entsprechend ständig Magensäure, um die aufgenommene Nahrung gut und zügig verdauen zu können.

Auf diese Weise wird das Futter zu einem Brei verarbeitet, welches dann durch den Magenausgang (Pylorus) in den Zwölffingerdarm abgeleitet wird. Dieser Prozess von der Aufnahme bis zum Ausscheiden läuft bei Pferden deutlich schneller ab als bei den meisten anderen Säugetieren. Es wird angenommen, dass auch hierin eine Ursache liegt, warum sie so anfällig für Magenprobleme sind. Denn kommt es zu einem “Stau”, ist kaum Puffer vorhanden, um diesen wieder auszugleichen.

Der Pferdemagen. Mit ca. 15 Litern Volumen relativ klein.

Der Magen des Pferdes ist relativ klein.

Magenprobleme beim Pferd: Symptome erkennen

Um Magenprobleme beim Pferd sicher zu erkennen, müssen Sie sich Ihr Tier oft sehr genau anschauen. Denn die Anzeichen sind nicht nur vielseitig, sie sind zudem nicht immer leicht zu erkennen. Das ist auch der Grund, warum viele Magengeschwüre erst verhältnismäßig spät bemerkt werden. Folgende Symptome sind relevant:

  • Häufiger auftretende Koliken
  • Durchfall oder Kotwasser über einige Tage
  • Gewichtsabnahme
  • Müdigkeit, Trägheit, Motivationslosigkeit
  • Appetitlosigkeit oder ständiges Fressen
  • Mundgeruch (meist mit einer säuerlichen Note)
  • Blähbauch und Rülpsen
  • Ständiges Kauen unabhängig von der Nahrungsaufnahme, Zähneknirschen, Kribbeln, vermehrtes Gähnen
  • Nervosität
  • Apathisches Verhalten bis hin zu Aggressivität

Schauen Sie sich Ihr Pferd also immer genau an und achten Sie schon fast penibel auf diese Anzeichen. Dauern sie an und werden über mehrerer Tage hin registriert, wird es Zeit den Tierarzt zu kontaktieren, um Ihrem Tier zu helfen.

Ständiges Kauen kann ein Zeichen für ein Magenproblem des Pferdes sein.

Pferd mit Magenproblemen kaut ohne Futteraufnahme

Wenn Stress sich auf den Magen schlägt: Ursachen

Es wurde festgestellt, dass beinahe 50 % unserer Pferde an Magenproblemen leiden, welche oft sehr lange unbemerkt bleiben. Doch woran liegt das eigentlich? Dieser Frage werden wir uns in den folgenden Abschnitten widmen. Die Ursachen können ganz unterschiedliche sein. Besonders häufig treten sie allerdings haltungsbedingt auf. Dabei kann sowohl die Fütterung, als auch Stress im Vordergrund stehen. Lesen Sie jetzt mehr!

Die Fütterung: Das A und O eines gesunden Pferdemagens

Sollten Sie feststellen, dass Ihr Pferd Symptome von Magenproblemen zeigt, dann ist der erste Schritt oft sich die Fütterung genauer anzusehen. Denn hier gilt es einiges zu beachten. Prüfen Sie unbedingt, ob sich am Raufutter Schimmel gebildet hat. Achten Sie zudem darauf qualitativ hochwertige Produkte zu kaufen. Schlechtes Heu, Heulage und Silage bringen oft große Mengen an Histaminen mit. Diese sorgen dafür, dass die Magensäurebildung übermäßig angeregt wird.

Zudem können auch zu große Getreidemengen eine Entzündung der oder gar chronisch degenerierten Magenschleimhäute zur Folge haben. Als Richtwert werden hier für Großpferde 1,2 kg Stärke je Tag angedacht. Beispielsweise enthält Hafer diese Menge in der Regel in 4 kg. Wichtig ist außerdem, dass Sie sich bei Kuren wie z.B. mit MSM Schwefel unbedingt an die Herstellerangaben halten bzw. die Gabe mit Ihrem Tierarzt absprechen. Hier kann es sonst u.U. auch zu Magenproblemen beim Pferd kommen.

Große Getreidemengen können Magenprobleme beim Pferd verursachen.

Magenprobleme beim Pferd können durch zu viel Getreidemengen entstehen

Übrigens: In der Regel ist es so, dass zunächst die Magenschleimhaut durch eine falsche Fütterung angegriffen wird. Vor allem die übermäßige Säurebildung wird sie auf Dauer reizen und zu Schmerzen führen. Bleibt diese Entzündung über einen längeren Zeitraum unentdeckt, kann sie sich verschlimmern und bis hin zu Magengeschwüren führen.

Sensible Tiere: Stressbedingte Magenprobleme beim Pferd

Pferde sind sehr sensible Tiere und wie bei uns Menschen auch bedeutet das oftmals, dass sich Stress auf den Magen auswirkt. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Situationen, die bei ihnen zu einem Gefühl der Überforderung führen können. Wir haben hier einmal eine kleine Übersicht der häufigsten Ursachen für Stress beim Pferd zusammengestellt:

  • Angespanntes Herdenklima (keine Zeit zum Futtern, Unruhe beim Schlafen, ständiges Kämpfen)
  • Stallwechsel / Umzug
  • Neue Herdenmitglieder
  • Überforderndes oder zu häufiges Training
  • Verreisen / Fahrt im Transporter
  • Turniere
  • Krankheiten
  • Trauer (bei Fohlen auch durch das Absetzen der Mutter)

Leidet das Pferd über eine längere Zeit, kann es passieren, dass sich die Zellen in der Magenwand zurückbilden, weil sie nicht mehr gut genug durchblutet werden. Somit wird dann weniger Schleim produziert und die Haut wird anfälliger für die Säure im Pferdemagen. Dabei ist uns natürlich klar, dass sich Stress nicht immer ganz vermeiden lässt. Achten Sie aber möglichst darauf, die Phasen so kurz wie möglich zu halten und Ihrem Tier auch entsprechend danach Ruhe zu gönnen. Solche Erholungspausen sind für Mensch und Tier notwendig.

Magenschmerzen beim Pferd behandeln

Wir haben es immer wieder erwähnt: Es ist schwer Magenprobleme beim Pferd zu erkennen. Nicht zuletzt liegt das daran, dass Pferde für die längste Zeit keine Schmerzlaute von sich geben. Oft wiegen sich Besitzer und Reiter darum in der Überzeugung, dass sie nicht leiden würden. Das ist so nicht ganz richtig. Haben Sie also die Vermutung, dass es Ihrem Tier nicht gut geht, dann kontaktieren Sie den Tierarzt lieber einmal mehr als zu selten.

Medikamente gegen Magen-Darm-Beschwerden

Apropos Tierarzt: Hat er den Verdacht, dass Ihr Pferd unter einer Entzündung der Magenschleimhaut oder gar einem Magengeschwür leidet, wird er u.U. Medikamente verschreiben. Dazu gehören oft Protonenhemmer. Geben Sie diese mit Bedacht. Denn leider hat sich gezeigt, dass diese oft auch prophylaktisch verabreicht werden – das ist nicht Sinn und Zweck, denn dafür können die Nebenwirkungen zu gravierend sein.

Dazu zählen beispielsweise: Geschmacksstörungen, Schwindel, Probleme mit dem Sehapparat, Haarausfall, Lichtempfindlichkeit und Müdigkeit. Bestenfalls sollten diese Medikamente also wirklich nur gefüttert werden, wenn das Pferd tatsächlich Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt hat.

Aber: Das soll auf gar keinen Fall heißen, dass Sie auf eine medizinische Behandlung verzichten sollten. Im Gegenteil, diese kann die körperlichen Symptome sehr gut bekämpfen und damit auch Langzeitfolgen wie Verspannungen, Spat oder gar Arthrose vorbeugen. Jedoch sollte Sie gleichzeitig auch den Auslöser für die Magenbeschwerden ausfindig machen und – wenn möglich – das Problem direkt am Schopf packen. Das heißt beispielsweise Stress zu reduzieren oder die Fütterung umzustellen.

Zusatzfutter in Form von Kräutern können den Pferdemagen unterstützen.
Bild: Linda Seifert

Mit Kräutern kannst du den Pferdemagen unterstützen

Pferdefutter für den Magen

Während die Fütterung Auslöser für Magenprobleme beim Pferd sein kann, kann die richtige Ernährung auch helfen, diese wieder zu beheben. Im Vordergrund sollten hier rohfaser- und pektinreiche Futter stehen. Dazu zählt unter anderem die klassische Mashfütterung zum Beispiel aus gekochtem Haferbrei und/oder Leinsamen. Auch Heu und Gras sind unbedenklich, solange sie auf Schimmel und Bakterien geprüft wurden. Verschiedene bittere Kräuter wie Beifuß, Rosmarin oder Löwenzahn können dem Magen bei der Beruhigung helfen.

Von Silage und Getreiden wie Mais, Gerste, Dinkel oder Weizen würden wir Ihnen hingegen abraten. Hier ist zu viel Stärke bzw. Histamine enthalten. Diese können die Magenschleimhaut zusätzlich reizen. Auch von Aromastoffen und Konservierungsmitteln sollten Sie die Finger lassen, denn diese führen eher zu einer zusätzlichen Belastung für den Magen.

Übrigens: Fragen Sie sich, warum nur Hafer als „gutes“ Getreide gilt? Das liegt daran, dass er von Haus aus eine schleimbildende Wirkung hat und somit den Aufbau einer gesunden, resistenten Magenschleimhaut unterstützt. Selbstverständlich gilt es auch hier, höchsten Wert auf Qualität und Reinheit zu legen. Zusätzlich können auch Ergänzungsfutter eingesetzt werden. Vor allem sollten Sie hierbei auf einen hohen Nährstoff- und Vitamingehalt achten. Im Vordergrund stehen hier Selen, Magnesium und Mangan. Diese können Krämpfen entgegenwirken und allgemein das Pferd kräftigen.

Zusatzfutter zur Unterstützung finden Sie hier.

Quellen
https://www.st-georg.de/wissen/magengeschwuer-beim-pferd-ergebnis-unbemerkter-magenprobleme/
https://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article108178142/Ist-der-Pferdemagen-wirklich-so-robust.html
https://www.pferdefluesterei.de/verdauung-pferd/