Knoblauch fürs Pferd: Wunderwaffe oder Giftstoff?
Fragen Sie in den Ställen herum, werden Sie wahrscheinlich ganz unterschiedliche Meinungen zu der Fütterung von Knoblauch beim Pferd hören. Während die einen auf die Heilpflanze schwören und sie gar als eine Art Wundermittel anpreisen, welches als Fliegenspray bis hin zur Wurmkur eingesetzt werden kann, rühren andere die Knolle nicht an. Warum das so ist, was die Gabe bewirken kann und was Sie dabei beachten müssen, erfahren Sie hier!
Inhaltsverzeichnis
Der Knoblauch unter die Lupe genommen
Bevor wir uns der Fütterung von Knoblauch an Pferde widmen, wollen wir die weiße Knolle einmal näher betrachten. Während die meisten sie schon einmal in der Küche verwendet haben, um ihre Speisen zu würzen und wissen, wie sehr man danach unangenehm riechen kann, kennen nur wenige den Einsatz als Heilkraut.
Die unter dem wissenschaftlichen Namen Allium sativume bekannte Pflanze kommt ursprünglich aus dem zentralen bis nördlichen Asien und wurde dort schon seit Jahrtausenden als Heilmittel eingesetzt. Kein Wunder, enthält sie doch zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe. Darunter folgende:
- Vitamin A
- B-Vitamine
- Vitamin C
- Vitamin E
- Vitamin H
- Aminosäuren
- Allicin: antibakterielle und antimykotische Wirkung
- Jod
- Kalium
- Kupfer
- Selen
- MSM – organischer Schwefel
Aus dieser Vielzahl an wichtigen Inhaltsstoffen haben sich verschiedene Anwendungsgebiete in der Human- und Veterinärmedizin ergeben. So wurde und wird Knoblauch zur Desinfektion, Abtötung verschiedener Keime, Pilze und Viren sowie Stärkung des Immunsystems eingesetzt. Gleichermaßen wird die Knolle zur Fliegenabwehr verwendet, um den Blutdruck zu senken, Krämpfe zu lösen und die Verdauung anzuregen. Ein wahrer Allrounder also – oder?
Knoblauch fürs Pferd: Wann ist das sinnvoll?
Auch wenn einige Stimmen etwas anderes behaupten, hat Knoblauch in der Pferdepflege nach wie vor einen berechtigten Platz. Wichtig ist dabei allerdings die richtige Dosierung – abgestimmt auf das Tier und die Darreichungsweise, dazu aber später noch mehr. Jetzt wollen wir erst einmal die verschiedenen Anwendungsgebiete näher betrachten.
Insektenabwehr: Stinkender Knoblauch gegen Fliegen
Sie kennen es bestimmt noch aus Geschichten wie Dracula: Knoblauch ist eine effiziente Abwehr gegen Vampire. Doch nicht nur diese Blutsauger schrecken vor dem Gestank der Knollen zurück. Tatsächlich haben solche Geschichten ihren Ursprung meist in der Realität – in diesem Fall eben in der Insektenabwehr.
Aber woran liegt das? Knoblauch enthält Schwefelverbindungen. Während diese dafür sorgen, dass wir nach dem Konsum unangenehm riechen, stören sich auch viele Insekten an diesen Ausdünstungen. Sie werden Lebewesen meiden, die solche ausstoßen. Das Beste? Das Sulfid wird über die Haut transpiriert, das bedeutet, dass der ganze Körper so zur fliegenfreien Zone wird.
So zumindest die Theorie. Während viele Besitzer Knoblauch an Pferde füttern, konnte die Wirkung wissenschaftlich bisher nicht belegt werden. Um einen Effekt zu erzielen, muss die Knolle täglich über einen langen Zeitraum – den, in dem die Insekten aktiv sind – gegeben werden. Warum das zum Problem werden kann, erklären wir später noch.
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Antibiotikum: Knoblauch zur Wundbehandlung
In Knoblauch ist ein verhältnismäßig hoher Anteil Allicin enthalten. Dieser Stoff gilt sozusagen als natürliches Antibiotikum und wurde schon in der Antike als solches verwendet. Jedoch vielleicht nicht in der Art, wie Sie es sich jetzt vorstellen. Denn die Knolle sollte nicht gegessen werden – dazu ist das Allicin zu instabil und entfaltet im Körper keine nachweisbare Wirkung.
Stattdessen wird der Knoblauch auf die Haut aufgetragen. Hier kann er als Antibiotikum zum Beispiel gegen Streptokokken, Salmonellen und Enterokokken eingesetzt werden. Seine zusätzlich antiseptische Wirkweise hat ihn außerdem zu einem guten Kandidaten gemacht, um Wunden damit zu behandeln und Infektionen vorzubeugen.
Wollen Sie den Knoblauch beim Pferd ähnlich nutzen, ist das an und für sich möglich. Jedoch sollten Sie sich zu dem Thema eingehend informieren und sich am besten von Ihrem Tierarzt beraten lassen. Denn hierbei besteht das Risiko einer Allergie. Zum anderen kann der Einsatz auf Wunden auch Verbrennungsreaktionen hervorrufen.
Wurmkur: Knoblauch um Pferde zu entwurmen
Wie bei vielen Heilkräutern, ist es schwierig, die Wirkung des Knoblauchs beim Pferd zu bestätigen. Denn hier kommen in der Regel einfach zu viele äußere Faktoren zusammen, um zu einem schlüssigen Ergebnis zu gelangen. Nichtsdestotrotz wird die weiße Knolle seit Jahrhunderten auch zur Entwurmung genutzt – übrigens nicht nur bei Pferden, sondern auch anderem Vieh und sogar dem Menschen selbst.
So soll sie bei verschiedenen Innenparasiten helfen und deren Leben im Pferdekörper verkürzen. Jedoch raten wir davon ab, den Knoblauch als alleinige Maßnahme zu verwenden. Zielführende ist eine ausgiebige Wurmkur beim Pferd – was sich dahinter verbirgt und wann sie sinnvoll ist, erfahren Sie in unserem Artikel zum Thema.
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Knoblauch fürs Pferd: Gefahr einer Vergiftung?
Während die Gabe von Knoblauch an Pferde von einigen Tierhaltern als wahre Wunderwaffe gehandelt wird, gibt es auch viele Skeptiker – und das nicht ohne Grund. Denn nicht nur ist die Wirkung nicht in allen Bereichen einschlägig nachweisbar, eine Überdosierung kann auch schwerwiegende Folgen haben.
Die Dosis macht das Gift – wann Knoblauch schädlich wird
Wie so oft im Leben kommt es auch bei der Fütterung von Knoblauch an Pferde auf die Menge an. Diese sollte zum einen zur verwendeten Art, zur Darreichungsform, aber auch zu Ihrem Tier passen. Was das genau für Sie bedeutet, betrachten wir später noch detaillierter. Zunächst wollen wir uns einmal die möglichen Folgen einer Überdosierung ansehen.
Das Problem hierbei ist, dass die Konzentration an Schwefel sehr hoch ist. Wie auch beim MSM für Pferde kann es passieren, dass darunter die Verdauung leidet. Symptome können von Blähungen, über Durchfall, bis hin zu Magengeschwüren reichen. Abhängig immer von der Menge der Überdosierung und der Dauer.
Außerdem kann die Blutgerinnung gehemmt werden. Das führt dazu, dass sich die Blutungszeit verlängert und ist eine der möglichen Ursachen für Blutarmut, Anämie, ein Problem, das wir gleich noch näher betrachten. Jedoch vorab: Leidet Ihr Pferd schon vor der Knoblauchaufnahme an Gerinnungsproblemen, sollten Sie von einer Langzeitbehandlung absehen und sich vor dem Einsatz unbedingt von Ihrem Tierarzt beraten lassen.
Blutarmut durch Knoblauch beim Pferd
Es war eine kanadische Studie von Pearson et.al., die 2005 erstmals Fragen zur Fütterung von Knoblauch beim Pferd aufwarf. Hierin stellten die Forscher einen Zusammenhang zwischen der Gabe der Knollen und Anämie, also Blutarmut fest. Das liegt daran, dass zu hohe Dosen den Körper zum einen dehydrieren und zum Abbau der roten Blutkörperchen führen können.
Wir bitten allerdings darum, diese Studie mit etwas Vorsicht zu betrachten. Denn zum einen bestand der Forschungspool aus nur vier Tieren – davon zwei Vergleichskandidaten, deren Rationen nie überdosiert wurden. Zudem wurden dabei Mengen verfüttert, die nach heutigen Erkenntnissen als zu viel gelten (bis zu 250 mg Knoblauch je kg Körpergewicht zweimal am Tag). Achten Sie also auf eine bedachte Gabe und halten sich an Herstellerangaben, sollten diese Nebenwirkungen bei Ihrem Vierbeiner keine Rolle spielen.
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Fütterung von Knoblauch fürs Pferd
Wir haben es eben schon erwähnt: Die Dosierung ist entscheidend, wenn Sie Knoblauch ans Pferd füttern wollen. Diese ist natürlich vom Körpergewicht, aber auch von der Art und Weise abhängig, wie Sie die Knollen verabreichen. Typischerweise kommen folgende Darreichungsformen infrage:
- roh (meist zerdrückt oder klein geschnitten)
- getrocknet (in Form von Granulat, Knoblauchflocken oder -mehl, die eingeweicht werden)
- flüssig (als Knoblauchöl oder Extrakt)
- als Pellets (mit anderen Zusätzen vermengt)
Wichtig ist dabei, dass Sie sich bei fertigen Präparaten immer an Herstellerangaben halten. Diese sind genau auf das Produkt abgestimmt und beziehen auch andere Faktoren (z.B. weitere Bestandteile der Rezeptur) mit in Betracht. Füttern Sie frischen Knoblauch, sprechen wir meist von 20 bis 50 g täglich für ein 600 kg Pferd. In der Regel sollte die Gabe zudem auf vier bis sechs Wochen beschränkt, also eher als Kur verwendet werden.
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Äußere Behandlung mit Knoblauch: Sprays und Co.
Ihnen ist es bei der Zubereitung von Knoblauch vielleicht schon aufgefallen: Die Zehen riechen nach dem Anschneiden sofort. Ist es also überhaupt notwendig, sie zu konsumieren, um die abwehrende Wirkung auf Insekten zu erzielen? Jein. Wird die Knolle über die Nahrung aufgenommen, hält die Wirkung in der Regel noch den nächsten Tag an. Ist Ihnen das Ganze aber zu unsicher, können Sie auch ein Spray verwenden.
Das können Sie fertig kaufen oder selbst herstellen. Dazu die Zehen fein hacken, etwa im Verhältnis 1:5 mit Wasser vermischen und in eine Sprühflasche füllen. Prüfen Sie nun an einer kleinen Stelle die Verträglichkeit. Danach können Sie den Knoblauch am Pferd verteilen. Aber Achtung: Dieser Vorgang muss mehrmals täglich wiederholt werden, um einen effektiven Schutz zu erreichen.
Vom Spray zur Fliegenabwehr abgesehen, hatten wir auch schon erwähnt, dass die Zehen äußerlich als Antibiotikum eingesetzt werden können. Wir raten hier von Experimenten aber nachdrücklich ab. Wollen Sie bei der Behandlung von Wunden auf ein natürliches Mittel zurückgreifen, wählen Sie besser spezielle Salben für Pferde, welche Knoblauch enthalten. Diese sind wesentlich ungefährlicher und optimierter als das frische Produkt.
Fazit: Ist Knoblauch für Pferde sinnvoll?
Die Frage, wie sinnvoll Knoblauch für Pferde wirklich ist, lässt sich nur schwer allgemein beantworten. Denn während feststeht, dass die Knolle durchaus wichtige Nährstoffe enthält, konnte ein hundertprozentiger Wirkungszusammenhang bisher nicht nachgewiesen werden. Solange Sie jedoch bei der Dosierung vorsichtig sind und sich bei verarbeiteten Produkten an die Herstellerangaben halten, haben Sie jedoch in der Regel auch nichts zu befürchten.
Weiterführende Links
https://pferde.world/pferde/knoblauch-wunderknolle/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15822591/
https://www.pferderevue.at/magazin/haltung_fuetterung/2016/05/taugt_knoblauch_zurinsektenabwehrbeimpferd.html
https://www.daskleinepferd.de/knoblauch-pferde-fliegen/
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