Pferd frisst aus dem Heunetz
Heunetz für Pferde

Das Heunetz – gesunde Futtergelegenheit oder Stolperfalle?

Wie wir wohl alle wissen, sind Pferde von Natur aus Dauerfresser. Das bedeutet, dass sie auch in Haltung möglichst ständig Zugang zu Futter haben sollten. Auf der Weide ist das kein Problem – doch was ist im Winter oder in der Box? Wir zeigen, wie ein Heunetz zur Pferdefütterung eingesetzt wird!

Ständig am Kauen – der Dauerfresser Pferd

Früher war es üblich, dass Pferde wie wir Menschen Mahlzeiten bekommen haben. Das bedeutet, dass ihnen früh, mittags und abends jeweils eine Portion Heu vorgesetzt wurde. Sobald das aufgebraucht war, mussten sie auf die nächste Fütterung warten.

Studien haben jedoch gezeigt, dass diese Fütterungsmethode der Natur des Pferdes widerspricht. Wildpferde sind ca. 80% des Tages mit Fressen beschäftigt. Längere Fresspausen (wie sie bei einer Mahlzeitenfütterung eintreten) hingegen können Psyche und Gesundheit der Pferde schaden. Oftmals leiden diese Tiere etwa unter Verdauungsstörungen.

Stellt man ihnen jedoch dauerhaft einen gefüllten Trog mit Heu bereit, so überfressen sich viele Pferde. Gerade bei besonders zuckerhaltigem Futter leiden sie dann häufig unter Übergewicht. Was ist also die Lösung für dieses Dilemma? Viele Pferdebesitzer sind sich einig: das Heunetz.

Die Pferde fressen ihr Heu aus dem Heunetz

Pferde fressen aus dem Heunetz

Pferde fressen aus dem Heunetz

Heu füttern – auf jeden Fall, aber in Maßen

Heu ist in der Theorie das ideale Raufutter für unsere „Hauspferde“. Es bringt die Verdauung der Tiere in Schwung und entspricht dem natürlichen Futter ihrer Vorfahren. Doch eine Überfütterung mit Heu kann schwere Folgen haben – neben Übergewicht werden viele Tiere auch anfälliger für Krankheiten.

Das bedeutet, dass wir den Heukonsum steuern müssen, aber so, dass die Pferde trotzdem ständig Zugriff auf das Raufutter haben. Die offenen Heutröge laden meist leider förmlich zum Schlingen ein und auch bei einer Bodenfütterung wird häufig Futter verschwendet, weil es zertrampelt wird.

Wird das Raufutter jedoch im Heunetz verpackt, hat das einige Vorteile. Zum einen müssen die Tiere mehr für ihr Futter arbeiten – sie müssen die einzelnen Stängel durch die mehr oder weniger engen Maschen fädeln und können so nicht schlingen. Allgemein dauert die Nahrungsaufnahme so deutlich länger und die Pferde nehmen dennoch weniger Futter auf. Zudem haben Heunetze noch einen positiven Nebeneffekt: Das Futter bleibt an Ort und Stelle und wird weder von Tier noch vom Wind weggetragen und verstreut.

Das richtige Netz finden – Heunetz-Arten

Diese Fütterung hat ohne Frage viele Vorteile, doch nicht immer eignet sich der aufgehängte Sack befüllt mit dem Raufutter. Zum Glück ist der Heusack längst nicht die einzige Variante, um ein Heunetz zu verwenden – im Gegenteil, Ihrer Fantasie sind eigentlich keine Grenzen gesetzt!

Pferd frisst aus einem Heukorb

Heukorb als Alternative zum Heunetz für Pferde

Sack und Korb

Häufig sieht man sie in Ställen und am Unterstand auf dem Paddock: die Heusäcke oder -körbe. Beide sind mit dem Raufutter befüllt und werden mit einem Seil an der Decke befestigt. Der Unterschied zwischen den beiden Varianten liegt im Inhalt. Während der Heusack tatsächlich nur aus dem Netz besteht, liegt im Heukorb ein stabiler zylindrischer Drahtbehälter.

Im Grunde handelt es sich beim Heukorb um eine Weiterentwicklung des Sackes. Das Befüllen ist durch die stabile Grundform deutlich leichter. Außerdem können die Pferde nicht „schummeln“, indem sie das Netz an das Heu drücken, denn der Draht gibt nicht nach. Das resultiert in einer deutlich längeren Fresszeit.

Einen Nachteil haben beide Formen jedoch leider. Sind sie die einzige Futterquelle, befinden sich die Pferde während der ganzen Fresszeit in einer unnatürlichen Haltung. Da die Tiere in der Natur meist Gräser vom Boden fressen, hat sich ihr Körper an die gebeugte Haltung des Kopfes und Halses angepasst. Hingegen können zu hoch hängende Heunetze, bei denen die Pferde sich eher strecken, die Verdauung nachteilig beeinflussen – achten Sie also darauf, sie möglichst tief zu hängen.

Heunetz für Rundballen…

Alternativ zum hängenden Heu können Sie auch gleich einen ganzen Heuballen mit einem Netz beziehen. Auch hier hat es den Zweck die Futteraufnahme zu regulieren, doch das Befüllen bzw. das Anbringen ist deutlich leichter. Sie müssen das Netz ausschließlich um den Ballen wickeln.

Den fertig präparierten Ballen legen Sie dann an die übliche Futterstelle. Achten Sie jedoch immer auch darauf, dass die Pferde das Heu nicht wieder auspacken. Am besten befestigen Sie das Netz darum mit kräftigen Knoten oder sogar einem zusätzlichen Seil.

… und für den Futtertrog

Eine andere Variante wäre es, den üblichen Futtertrog einfach weiter zu verwenden. Jedoch decken Sie das Heu sorgfältig mit einem Netz ab. So behalten die Tiere ihre natürliche Haltung bei und die Umgewöhnung fällt auch nicht allzu schwer.

Für diese Art der Fütterung gibt es spezielle Tröge, in die sich das Netz ganz einfach einspannen lässt. Allerdings können Sie natürlich auch selbst etwas basteln – gut macht sich zum Beispiel ein Rahmen, an dem das Netz fest angebracht ist. Diesen müssen Sie dann nur nach dem Befüllen wieder in den Trog einlegen und befestigen.

Gurtnetze für mehr Stabilität

Verwenden Sie ein Netz aus Kordel, kann es passieren, dass Ihr Pferd dieses durchbeißt. Das ständige Neukaufen und Reparieren kann schnell nervig werden. Darum haben sich einige schlaue Köpfe zusammengesetzt und eine Alternative zur Kordel entworfen.

Die sogenannten Gurtnetze werden aus stabilem Gummi gefertigt und sind fast nicht kaputt zu bekommen. Ihre Befestigung ist jedoch um einiges schwieriger und eigentlich eignen sie sich fast nur für einen Trog.

Wollen Sie lieber doch einen Heusack aufhängen, dann probieren Sie es zunächst mit einer dickeren Kordelstärke. Diese kann bis zu 5 mm umfassen – standardmäßig variiert sie meist jedoch nur zwischen 2,5 und 3 mm.

Kombinationslösungen

Gerade bei übergewichtigen Pferden sorgt die Umstellung auf Heunetze oft für Stress. Sie haben das Gefühl zu wenig Futter zu bekommen, deswegen verbringen sie zu viel Zeit an den Heuraufen. Das führt dazu, dass sie zu wenig schlafen und spielen. Bemerken Sie dieses Verhalten, ist es an der Zeit für eine Kombination.

Besonders schlau ist es, ca. 2/3 des Tagesbedarfs für das Pferd frei zugänglich zu machen. Hat es dieses Heu gefressen und ist gesättigt, kann es sich entspannter an das Heu unter dem Netz begeben. Dazu bietet sich zum Beispiel ein Trog an, bei dem das Netz tief gespannt wird. Darüber wird dann das lose Heu gelegt. Ist das weggefuttert, haben die Pferde keine andere Wahl, als das übrige Heu aus dem Netz zu ziehen.

Die Raufe wurde mit einem Heunetz bespannt

Heunetz über eine Heuraufe gespannt. Quelle: Paddock Trail Lieskau

Das passende Heunetz – ein kleiner Ratgeber

Haben Sie sich für eine Form von Heunetz entschieden, gibt es noch einige weitere Kriterien zu beachten, bevor Sie dieses kaufen können. Die wichtigste Frage ist dabei wohl die Dimension des Netzes. Da ein Pferd täglich mindestens 1,5 kg Heu je 100 kg Körpermasse zu sich nehmen sollte, sollte sich die Größe des Netzes danach richten. Erhältlich sind sie standardmäßig für Füllmengen zwischen 3 und 14 kg Heu.

Auch die Maschenweite ist entscheidend. Meist sind engmaschige Netze teurer, bieten aber auch einige Vorteile. Ganz klar brauchen die Pferde länge zum Fressen, da sie mehr für ihr Futter arbeiten müssen. Außerdem können sie sich weniger leicht im Netz verfangen und die Verletzungsgefahr wird so deutlich reduziert.

Achten Sie dennoch auch darauf, dass die Maschen nicht zu klein sind. Lange und grobe Halme können sonst nur mühsam herauszubekommen sein. Wollen Sie mit der Netzfütterung beginnen, sind 4 mm Maschengröße wohl ein guter Mittelweg – wird das Fressen zu mühelos, können Sie das Netz gegen eine engmaschigere Variante austauschen.

Heunetz für Pferde: Sinnvoll oder gefährlich?

Nachdem wir nun die vielseitigen Vorteile und Varianten des Heunetzes beleuchtet haben, wollen wir jedoch auch mögliche Gefahren nicht unberücksichtigt lassen. Eine davon haben wir zuvor schon benannt: die Tretfalle. Aber auch die Futterhöhe kann, wie schon angedeutet, kritisch gesehen werden. Wir erklären darum, worauf Sie achten müssen!

Fangfalle Heunetz

Werden die Netze in Bodennähe angebracht, können sich die Pferde mit ihren Hufen darin verfangen. Bei engmaschigen Netzen wird diese Gefahr reduziert, jedoch nicht völlig gebannt. Gerade beschlagene Pferde können sich mit den Eisen immer noch darin verfangen.

Darum sind Heunetz über Trögen oder von Decken abgehangen besser geeignet. Für eine Bodenfütterung eignet sich hingegen ein abgeschlossener Bereich mit „Fenstern“, die groß genug für Kopf und Hals sind, durch die der ganze Körper aber nicht passt – so kann auch kein Huf auf dem Netz landen.

Heufütterung aus dem Netz

Fütterung des Heues aus dem Netz

Unnatürliche Körperhaltung

Hängt ein Heusack oder -korb zu weit vom Boden entfernt, nimmt das Pferd eine unnatürliche Körperhaltung ein. Mit erhobenem Kopf schiebt es den Unterkiefer nach hinten und die Schneidezähne stehen nicht mehr aufeinander. Darum braucht das Tier mehr Kraft zum Kauen, da es den Unterkiefer vorschieben muss – auf Dauer können dadurch unangenehme Schmerzen entstehen.

Achten Sie also darauf, dass Netz nicht zu weit vom Boden entfernt aufzuhängen. Auch ein länglicher Sack eignet sich gut, denn hier können die Pferde in ihrer Körperhaltung variieren – entweder sie fressen am unteren Ende oder strecken sich, so wie es ihnen angenehm ist. Denn nur das dauerhafte Heben des Kopfes bekommt ihnen nicht. Das kurze Strecken ist hingegen kein Problem, schließlich fressen sie auch in der Natur Blätter von Bäumen ab.

Beachten Sie diese Tipps und Kniffe, dann steht der Netzfütterung nichts mehr im Wege. Denn im Grunde bleibt ein Fakt bestehen: Das Heunetz ist eine herrliche und preiswerte Variante um den Futterkonsum Ihres Pferdes zu kontrollieren, ohne auf die Dauerfütterung verzichten zu müssen.

Quellen
www.pferdo24.de/…/die-fuetterung-von-heu-sind-heunetze-sinnvoll-fuer-die-heufuetterung
www.reiterrevue.de/…/engmaschige-heunetze-sinnvoll-oder-gefaehrlich-9188662.html
www.vfdnet.de/index.php/partner-pferd/haltung/8365-heunetze-in-der-pferdefuetterung
www.st-georg.de/wissen/heunetze-fuers-pferd-wie-sinnvoll-sind-sie/

4 Kommentare zu “Das Heunetz – gesunde Futtergelegenheit oder Stolperfalle?”

  1. jette sagt:

    Wie sieht es eigentlich mit den Inhaltsstoffen bei Heunetzen und Co. aus. ich finde nirgends Produkthinweise, mit welchen giftigen oder ungiftigen Stoffen Heunetze gefärbt sind …