Heulage: Herstellung, Gefahren & Vorteile

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Dass ein gutes Raufutter die Basis der Pferdefütterung ist, ist wohl jedem Halter bewusst. Doch was, wenn das Tier eine Allergie entwickelt? Gerade für Asthmatiker ist die Aufnahme von Heu oft schwierig. Stattdessen bietet sich die feuchtere Heulage an – oder? Wir erklären Ihnen, was sich hinter dem Begriff eigentlich verbirgt, warum sie oft gemieden wird und wann eine Gabe dennoch sinnvoll ist. Lesen Sie hier weiter!

Heu, Heulage und Silage: Was ist der Unterschied?

In unserem Beitrag über Heu für Pferde sind wir schon detailliert auf die Unterschiede zwischen Heu, Heulage und Silage eingegangen. Diese wollen wir hier nur noch einmal kurz zusammenfassen, um die Abgrenzungen deutlich zu machen. Denn schon daraus lassen sich verschiedene Vor- und Nachteile der einzelnen Raufuttersorten ableiten.

Beim Heu handelt es sich im Grunde um das klassische Raufutter, welches in den meisten Ställen gegeben wird. Dabei werden Gräser und Kräuter gemäht, anschließend getrocknet und somit konserviert. Je weniger Restfeuchte (maximal 15 %) enthalten ist, desto besser für die spätere Lagerung und als umso hochwertiger gelten die Halme. Äußerlich erkennen Sie die Ballen in der Regel daran, dass sie durch Bänder oder Netze fixiert werden, damit eine gute Belüftung gewährleistet werden kann.

Heulage und Silage hingegen werden in Plastikfolien eingeschlagen. Das ist notwendig, um die deutlich feuchteren Ballen zu konservieren. Bei diesen beiden Varianten wird das Gras milchsauer gegoren. Dadurch werden Bakterien und Schimmelpilze abgetötet. Entscheidend für die Unterscheidung der beiden Raufutter ist der Feuchtigkeitsgehalt. Dieser liegt bei der Heulage zwischen 40 und 55 %, bei der Silage hingegen zwischen 55 und 65 Prozent.

Heulage und Silage: Wie werden sie hergestellt?

Wir haben es eben schon angedeutet: Äußerlich betrachtet sind sich Heulage und Silage erst einmal relativ ähnlich. Jedoch unterscheidet sich ihr Herstellungsprozess maßgeblich und zeigt schon die verschiedenen Vor- und Nachteile der jeweiligen Sorten. Schauen wir uns das einmal genauer an!

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Silage: Haltbarkeit durch Gärung

Das A und O bei der Herstellung von Silageballen ist der richtige Feuchtigkeitsgehalt. Denn schlussendlich besteht dieses Raufutter zu mehr als 50 Prozent aus Wasser, welches aus den Weidegräsern gewonnen wird. Weniger würde die Milchsäuregärung negativ beeinflussen, welche ja dafür zuständig ist, die Bakterien abzutöten.

Während dieses Prozesses wird Zucker in Säure umgewandelt. Das bedeutet natürlich im Umkehrschluss auch, dass es sich hierbei um ein relativ saures Futter handelt. In der Regel sprechen wir dabei von einem pH-Wert von 4,0 bis 4,5. Ist der Ballen hingegen überlagert, kann er sogar auf 3,0 sinken.

Das ist auch der Grund, warum die Silage oft in Verruf steht, den Pferdedarm zu übersäuern – und das nicht unberechtigt. Denn füttern Sie ausschließlich dieses Raufutter, müssen Sie stark darauf achten, den Säuren entgegenzuwirken. Da der Körper nämlich dauerhaft damit beschäftigt ist, den pH-Wert anzugleichen, fehlen ihm mit der Zeit auch wichtige Mineralien und Vitamine, was eine Schädigung der Darmflora zur Folge haben kann.

Heulage wird in Plastikfolien eingeschlagen
Heulage in fertigen Rundballen

Heulage: weniger sauer, aber nicht ungefährlich?

Um der Übersäuerung entgegenzuwirken, aber dennoch dauerhaft ein feuchteres, allergikerfreundliches Raufutter bereitzustellen, verwenden viele Pferdebesitzer Heulage. Deren Wassergehalt liegt unter der Hälfte der Gesamtmasse. Eine vollständige Silierung durch die Umwandlung von Zucker in Säure ist hier nicht möglich. Vielmehr ist es das, während des Prozesses freigesetzte CO2, was dem Ballen Sauerstoff entzieht und ihn so haltbar macht.

Typischerweise sprechen wir bei Heulage von einem pH-Wert zwischen 5,0 und 5,5. Während das weniger belastend für den Pferdedarm ist und dieses Raufutter so auch zu einer dauerhaften Alternative zum Heu wird, bringt das nur leicht saure Milieu andere Nachteile mit sich. Das große Stichwort lautet hier: Botulismus.

Botulismus: lebensbedrohliche Vergiftung

Man spricht davon, dass die meisten gefährlichen Bakterien bei einem pH-Wert von 4,5 absterben. Dazu zählt auch Clostridium botulinum. Dieses ist verantwortlich für die Bildung des Botulinustoxins. Es entsteht typischerweise beim Verwesungsprozess. Gelangen also zum Beispiel tote Tiere oder auch Kot mit in die Heulageballen, ist das Risiko relativ hoch, dass sich dieses Toxin bildet.

Das Gefährliche daran ist, dass sich das Bakterium in dem luftundurchlässigen Körper besonders wohl fühlt. Es breitet sich aus und macht einen gesamten Ballen unbrauchbar. Wird dieser dennoch verfüttert und die Tiere nehmen das Toxin auf, verläuft das in der Regel tödlich. Achten Sie also ganz genau auf den Geruch und auch die Optik Ihrer Heulage – wirkt diese auffällig (dazu gleich mehr), entsorgen Sie die Fuhre lieber.

Um Botulismus vorzubeugen, gibt es inzwischen übrigens einige gute Strategien. Die eine sind die oben genannten Silageballen mit dem saureren Milieu, in dem die Bakterien absterben. Um aber auch bei einem pH-Wert von 5,0 bzw. 5,5 hochwertiges Raufutter herzustellen, hilft es, die Gräser etwas oberhalb der Grasnarbe zu mähen. Denn Kadaver sowie Kot befinden sich meist auf dem Boden. Zudem sollte die Fläche bestenfalls nicht mit alter Einstreu gedüngt werden. Solche Fakten können Sie meist auch bei Ihrem Produzenten erfragen.

Hochwertige Heulage erkennen

Um Botulismus und anderen Erkrankungen durch die Heulage vorzubeugen, ist es wichtig, dass Sie Ihre Ballen immer auf beste Qualität prüfen. Das geht natürlich erst, wenn Sie diese öffnen, was für gewöhnlich kurz vor der Fütterung der Fall sein sollte. Die eindringende Luft sorgt ansonsten schnell für ein Vergären der feuchten Gräser. Allgemein sollte Heulage aber nicht später als sechs Monate nach der Ernte gegeben werden.

Doch wie prüfen Sie nun, ob ein Heulageballen verfüttert werden kann? Im Grunde müssen Sie sich dabei nur auf Ihre eigenen Sinne verlassen. Zuerst sollte eine Sichtprobe stattfinden. Erkennen Sie offensichtlich Schimmel oder wirkt die Heulage fleckig oder braun? Dann ist sie nicht mehr gut. Ein guter Ballen hat eine grüne Farbe.

Riechen sie anschließend an den Gräsern. Sie sollten einen heuartigen, ggf. leicht säuerlichen bis brotartigen Geruch verströmen. Nehmen Sie hingegen etwas Muffiges, Stinkendes oder Alkoholisches wahr? Dann ist der Ballen ebenfalls verdorben. Zum Schluss fühlen Sie: Die Heulage sollte Umgebungstemperatur haben und frei von Sand sowie Erde sein. Eine schleimige Konsistenz oder warme Gräser hingegen sind nicht zu verfüttern.

Heulage ist für Allergiker und Asthmatiker gut verträglich.
Die Heuqualität sollte immer stimmen

Minderwertige Ballen – was ist die Folge?

Botulismus tritt meist nur in Extremfällen auf und wenn tierische Überreste im Ballen mit eingeschlossen wurden. Jedoch bringt ein Ballen mit geringer Qualität noch andere Nachteile mit sich. Vor allem der niedrige pH-Wert sorgt im Pferdekörper gern für Probleme. So können zum Beispiel Kotwasser, Durchfall oder eine Störung des Harnstoffwechsels auftreten. Auch angelaufene Beine sowie Atemwegsprobleme sind mögliche Anzeichen minderwertiger Heulage.

Das liegt daran, dass es im Körper bei einer ausschließlichen Fütterung mit Heulage, vor allem minderwertigen Produkten, zu einer Übersäuerung kommt. Damit wird der Magen-Darm-Trakt auf Dauer überlastet und weitere Stoffwechselprobleme sind die Folge. Allgemein wird darum in der Regel empfohlen, bei gesunden Pferden Heu zu füttern.

Voraussetzung dafür ist natürlich zum einen eine hohe Qualität des Heus. Denn minderwertiges, mit Schimmel oder Bakterien befallenes Heu kann gleichermaßen negative Folgen für das Tier haben. Zum anderen muss es auch ausreichend verfügbar sein. Gerade in Sommern mit viel Niederschlag kann das hin und wieder problematisch werden, da die Gräser nicht ausreichend trocknen können.

Warum überhaupt Heulage an Pferde füttern?

Doch wenn Heulage so viele Nachteile hat, warum sollte sie dann überhaupt gefüttert werden? Zum einen sind hier die eben benannten Engstände zu nennen. In manchen Regionen haben Pferdebesitzer einfach keine andere Wahl. Zum anderen ist das Raufuttermittel vor allem für jene Pferde gedacht, die an Atemwegsproblemen leiden. Denn die feuchte Heulage bringt deutlich weniger Staub mit und ist somit für Allergiker und Asthmatiker gut verträglich.

Ein weiterer versteckter Vorteil bietet sich in der Lagerlogistik. Denn sowohl Heulage-, als auch Silageballen sind in Folien eingewickelt. Sie können darum unproblematisch unter freiem Himmel gelagert werden. Gerade für kleinere Ställe ist das oft von Vorteil.

Fazit: Heulage oder doch lieber eine Alternative?

Fakt ist, dass Heulage kein Wundermittel ist. Zwar eignet sie sich gut für Pferde mit Atemwegsproblemen, jedoch ist die hohe Qualität hier das A und O. Prüfen Sie vorab intensiv, ob die Gräser nicht verdorben sind, handelt es sich hier durchaus um eine gute Raufutterquelle. Um sie dauerhaft zu nutzen, sollten Sie im besten Fall einmal den Säuregehalt bestimmen lassen. So können Sie der Übersäuerung rechtzeitig vorbeugen.

Verständlich ist es allerdings auch, wenn Sie sich mit dem Gedanken nicht ganz anfreunden können bzw. sich unsicher sind. Leidet Ihr Tier an Atemwegsbeschwerden, gibt es auch andere Möglichkeiten, z.B. das Heu Bedampfen oder Waschen. Dadurch wird der Staub gebunden und verursacht beim Fressen weniger Probleme.

Weiterführende Links
https://360gradpferd.de/heulage/
https://de.wikipedia.org/wiki/Heulage
https://www.cavallo.de/reitsportausruestung/heulage-im-test/

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