Das Beste für die Kleinsten: Ein Ratgeber zum Fohlenfutter

Elf Monate hat es gedauert und endlich hat Ihre Stute ein Fohlen zur Welt gebracht. Was für viele immer wieder einer der schönsten Momente bedeutet, kennzeichnet gleichzeitig auch den Beginn einer anstrengenden Zeit. Denn beim Fohlenfutter gilt es einiges zu beachten. Wir erklären, wie Sie Ihr Jungtier aufziehen, was es fressen darf, wann es von der Muttermilch entwöhnt werden sollte und mehr. Lesen Sie hier weiter!

Der ersten Wochen im Leben eines Pferdefohlens

Bevor wir genauer auf die Ernährung zu sprechen kommen, wollen wir uns einmal das prototypische Verhalten eines Pferdefohlens ansehen. Denn schon allein daraus lässt sich ableiten, welches Futter in welcher Lebensphase benötigt wird. Schauen wir uns zunächst einmal den ersten Tag des frischen Lebens genau an:

  • 5 Minuten: Kopf wird angehoben, Brustlage wird eingenommen
  • 15 Minuten: Brustlage wird stabilisiert, erste Versuche zum Aufstehen unternommen
  • 30 bis 60 Minuten: das Fohlen ist aufgestanden und beginnt das Euter zu suchen
  • 2 Stunden: das Fohlen beginnt zu saugen
  • 12 Stunden: das Fohlen trinkt regelmäßig und beginnt dem Muttertier zu folgen
  • 24 Stunden: das Darmpech (Mekonium) wird abgetrieben

Das Fohlen versucht nun aufzustehen.

Fohlen kurz nach der Geburt

Nach diesem ersten aufregenden und anstrengenden Tag beginnt sich das Fohlen in einen Rhythmus zu wiegen. Sie werden beobachten können, dass es seiner Mutter auf Schritt und Tritt folgt. Das ist besonders wichtig, da es vor allem in den ersten Wochen noch viel Muttermilch benötigt – diese sollte also immer zur Verfügung stehen. Typisch ist ein solcher oder vergleichbarer Ablauf:

  • 1 Woche: das Fohlen trinkt 4- bis 7-mal die Stunde
  • 2 Monate: die Fohlen trinken etwa 2-mal die Stunde
  • 5 Monate: die Aufnahme der Muttermilch wird deutlich reduziert
  • 6 bis 8 Monate: das Fohlen wird abgesetzt

Das erste Fohlenfutter – die Muttermilch

Hat das Fohlen das Licht der Welt erblickt, ernährt es sich also zunächst von der Muttermilch. Die allererste Mahlzeit bezeichnet man dabei in der Regel als Kolostrum. Sie ist überlebenswichtig, denn ein Jungtier wird zunächst ohne Antikörper geboren und sein Immunsystem kann entsprechend nichts abwehren. Diese wichtigen Immunglobuline werden darum mit der ersten Nahrungsaufnahme zugeführt.

Das Fohlen trinkt nun zum ersten mal die Muttermilch.

Fohlen ist am Euter der Stute

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Wichtig ist hierbei, dass diese in den ersten Lebensstunden erfolgt. Denn der junge Pferdekörper ist so konzipiert, dass er nur für eine befristete Zeit auch die Antikörper aus dem Darm in die Blutbahnen übergeben kann. Gleichzeitig sinkt dann auch der Satz an Schutzstoffen in der Milch selbst. Nach spätestens acht Stunden ist nur noch etwa ein Zehntel der ursprünglichen Menge enthalten.

Neben den Antikörpern versorgt die Stutenmilch das Fohlen gleichzeitig auch mit anderen wichtigen Vitaminen und Nährstoffen. Stellen Sie fest, dass es sehr selten trinkt, kann das ein Hinweis für ein gesundheitliches Problem beim Jungtier sein. Saugt es hingegen außergewöhnlich oft, bedeutet das in der Regel, dass etwas mit der Milch nicht stimmt (z.B. dass zu wenig produziert wird). In beiden Fällen sollten Sie im besten Fall ihren Tierarzt kontaktieren.

Die Fohlenmutter richtig füttern

Da die Stutenmilch zunächst das Hauptnahrungsmittel eines jeden Fohlens ist, sollte diese natürlich auch von entsprechender Qualität sein. Damit die Stute ihren Säugling auch mit den wichtigsten Mineralstoffen versorgen kann, muss also ihre eigene Ernährung stimmig sein. Hier kommen Sie ins Spiel.

Steigern Sie in den ersten Tagen nach der Geburt die Menge an Kraftfutter, die Sie zufüttern. Ein Richtwert nach etwa einer Woche sollte eine Erhöhung um etwa 1,5 kg je 100 kg Pferdegewicht sein. Die Gabe verteilen Sie idealerweise auf fünf Mahlzeiten je Tag, damit die Nährstoffe regelmäßig im Körper und damit auch in der Muttermilch ankommen. Verschiedene Mangel- und auch Überschusserscheinungen können gravierend für das Jungtier sein:

  • Natriummangel: Darmpechabgang verzögert sich
  • Jodmangel oder -überschuss: Schwächeanzeichen
  • Zu wenig Kohlenhydrate: Energielosigkeit, Kraftlosigkeit und Unterversorgung
  • Mangel an Selen: schwaches Immunsystem
  • Überschuss an Selen: Deformation der Hufe, Schäden der Leber
  • Mangel an Vitamin A: Augenerkrankung, Gaumenspalten
  • Kupfermangel: Missbildungen bzw. unzureichende Ausbildung der Gliedmaße, Störungen im Blutbild und den Nerven

Um also genau diese Folgen zu vermeiden, sollte die Ernährung genau auf die Situation abgestimmt sein. Oftmals empfiehlt sich hier ein spezielles Ergänzungsfutter, welches den konkreten Energie-, Mineral- und Nährstoffgehalt deckt. Besonders wichtig ist ein hoher Anteil an Rohprotein und Calcium. Achten Sie zudem darauf, dass Ihre Stute jederzeit Zugang zu Raufutter (Heu, Heulage oder Gras) hat. Auch hieraus entnimmt sie lebenswichtige Inhalte.

Ab wann braucht es ein spezielles Fohlenfutter?

Sie werden sicherlich beobachten, dass die kleinen Pferdejungen schon ab dem ersten Tag beginnen, die Mutter nachzuahmen. Dazu gehört es auch, dass sie spielerisch beginnen, Heu und Gras mitzufressen. Was zu Anfang wirklich nur ein Spiel ist, beginnt spätestens mit dem 3. Monat lebenswichtig zu werden. Denn ab dann kann die Muttermilch das Fohlen nicht mehr mit ausreichend Nährstoffen versorgen.

Das Fohlen versucht wie die Mutter Gras zu fressen.

Fohlen frisst auf Weide Gras.

Die ersten drei Monate: Spiel & Spaß

Zu Beginn seines Lebens besteht das Fohlenfutter hauptsächlich aus Milch – das haben wir oben schon ausführlich beschrieben. Doch gelegentlich werden Sie auch beobachten können, wie das Jungtier am Kot seiner Mutter knabbert und diesen aufnimmt. Dieses Verhalten sollten Sie nicht stoppen, denn tatsächlich ist das von der Natur so gewollt. Über die Ausscheidung nimmt das Fohlen wichtige Darmbakterien und Vitamine auf.

Im Grunde sorgt die Aufnahme der Pferdeäpfel also dafür, dass der gesamte Magen-Darm-Trakt langsam in Gang kommt und die eigene Fermentation eingeleitet wird. Denn nur so wird das Jungtier später auch sein eigenes Futter entsprechend verdauen. Achtung! Über den Kot können aber auch schädliche Parasiten aufgenommen werden. Um das zu verhindern, sollten Sie möglichst früh (etwa um den 10. Lebenstag) eine Wurmkur durchführen.

Neben Milch und Kot ist auch das Futter der Mutter für die Fohlen interessant. Achten Sie darauf, dass Sie besonders hochwertiges Heu bereitstellen und die Wiese von Giftkräutern befreien. Denn gerade in der Anfangszeit fällt den Jungtieren die Unterscheidung noch nicht so leicht. Zudem können Sie spezielles Fohlenfutter bereitstellen, an denen es sich langsam auszutesten wird.

Dem Fohlen, wie jedem Pferd sollte der Zugang zu hochwertigem Heu gegeben sein.

Fohlen frisst Heu

Der Weg zum Absetzen: Gewöhnung an feste Nahrung

Ab dem dritten Lebensmonat reichen die Nährstoffe der Muttermilch nicht mehr aus, um das Fohlen ausreichend zu versorgen. In der Regel wird das Jungtier nun instinktiv immer mehr Raufutter zu sich nehmen. Zusätzlich kann ein spezielles Kraftfutter für Fohlen hilfreich sein. Dieses bringt mehr Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe mit, als eine herkömmliche Variante und unterstützt so explizit die Wachstumsphase.

Eine gezielte Fütterung in diesen ersten Lebensmonaten ist im Grunde die Basis für das ganze Leben. Denn zum einen sorgen die Nährstoffe dafür, dass sich Muskeln, Knochen, Sehnen und Gelenke ordnungsgemäß ausbilden. Zum anderen sind es auch Verhaltensweisen, die hier gelehrt werden. Denn was sich das Jungtier von der Mutter (und auch der restlichen Herde) abschaut, bleibt für das ganze Leben. Dazu zählt auch beispielsweise die Differenzierung zwischen Giftpflanzen und essbarem Weidegras.

Nach dem Absetzen: Wie geht es weiter?

Das Absetzen bezeichnet die Trennung von Fohlen und Mutter. In der Regel wird dieser Prozess zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat durchgeführt und bedeutet sowohl für die Stute als auch das Jungtier eine Menge Stress. Wichtig ist es darum besonders, dass Sie Ihre Pferde entsprechend vorbereiten und am besten Schritt für Schritt vorgehen.

Wir wollen das Absetzen hier aber auch einmal aus der Futterperspektive betrachten. Denn das ist ebenso der Zeitpunkt, an welchem dem Fohlen die Muttermilch vollständig entzogen wird. Die Vorarbeit hierfür haben Sie in den letzten sechs Monaten geleistet, indem Sie es immer mehr an Rau- und Kraftfutter gewöhnt haben. Wichtig ist in der Zeit nach dem Absetzen:

  • Weidegang: Das Fohlen sollte täglich mindestens 12 Stunden auf der Weide verbringen können. Gewöhnen Sie es an Weidegras, Heu und ggf. Heulage/Silage. So lernt es das natürliche Fressverhalten, generiert ein gesundes Immunsystem und baut gleichzeitig seine sozialen Fähigkeiten in der Herde aus.
  • Zusatzfutter: Das Mineralfutter ersetzt die Muttermilch und sollte entsprechend konzipiert sein. Vor allem die Ansprüche der Wachstumsphase (die ersten beiden Lebensjahre) müssen hier bedacht werden.

Viel Weidegang ist wichtig für das Absetzen des Fohlens.

Fohlen wird abgesetzt und ist auf der Weide.

Auch wenn Sie das beste Weidegras und das hochwertigste Kraftfutter zur Verfügung stellen, kann es passieren, dass das Fohlen in den ersten Tagen nach dem vollständigen Absetzen abnimmt. Das liegt in der Regel am Stress, welcher wiederum zu Appetitlosigkeit führt. Beobachten Sie das Verhalten und geben Sie dem Jungtier etwas Zeit, um sich in der Herde einzugewöhnen. Sollte es nach einigen Tagen nicht wieder genügend fressen, kontaktieren Sie Ihren Tierarzt.

Fazit: Ist spezielles Fohlenfutter sinnvoll?

Tatsächlich ist es nicht nur eine Marketingstrategie der Pferdefutterhersteller, welche spezielles Fohlenfutter anbieten. Dieses ist in der Regel genau so konzipiert, dass es das Jungtier in den entsprechenden Lebensphasen unterstützt. Schon kurz nach der Geburt bis hin zum Absetzen können Sie so Ihr Jungpferd an die Aufnahme von Kraftfutter gewöhnen.

Mit dem Absetzen sollten Sie dann auf ein Kraftfutter umsteigen, welches gezielt das Wachstum von Gelenken und Co. unterstützen kann und einen hochwertigen Ersatz zur Muttermilch darstellt. Das Gewöhnen an die Nahrung an sich stellt dabei in der Regel kein Problem dar, da sich die Kleinen natürlicherweise das Verhalten der Mutter abschauen.

Weiterführende Links
https://www.pferdchen.org/Pferde/Gesundheit/Lebensphasen.html
https://www.vergleichen-und-sparen.de/blog/fuetterung-von-fohlen/
https://blog.equisense.com/de/fohlen-artgerecht-absetzen/
https://www.atm.de/blog/redaktionelles/absatzfohlen-richtig-fuettern-und-halten
https://blog.sosath.com/2019/01/23/fuetterung-von-stute-und-fohlen/

 

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