Sind die Hufe ständig warm, lahmt das Pferd häufig und werden die Beine sichtlich entlastet? Dann gehen bei den meisten Reitern und Besitzern die Warnlichter an. Denn all das können Symptome einer Hufrehe beim Pferd sein. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter der Krankheit? Und was können Sie dagegen tun? Das und mehr beleuchten wir in diesem Artikel! 

Hufrehe beim Pferd: Was bedeutet das?

Für viele ist Hufrehe beim Pferd ein rotes Tuch, bei dem alle Alarmglocken laut schrillen. Tatsächlich handelt es sich auch um eine sehr schmerzhafte Erkrankung für das Tier. Doch was passiert hier eigentlich im Huf? Im Grunde handelt es sich bei diesem Krankheitsbild um eine Entzündung der Huflederhaut, also der Schicht zwischen der Hornkapsel und dem Hufbein. Diese betrifft vorwiegend die Vorderbeine. 

Dabei schwillt die Lederhaut an und stört dadurch die Blutzirkulation in der gesamten Zehe. Durch diese Schwellung entsteht Druck im Huf, welcher wiederum für die Schmerzen verantwortlich ist. In den Anfangsstadien äußert sich das nur in einer leichten Lahmheit, die von vielen Pferdebesitzern gar nicht wahrgenommen wird.

Schreitet die Hufrehe beim Pferd jedoch weiter fort und schränkt die Blutzirkulation damit weiter ein, kann das gravierende Folgen haben. Denn nun wird das Horn nicht weiter mit den nötigen Nährstoffen versorgt. Unbehandelt kommt es so zum Absenken des Hufbeins und letztendlich zur vollständigen Rückbildung der Hornkapsel. Um das zu verhindern, ist eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung essenziell. 

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Symptome: Wie Hufrehe erkennen?

Wir haben es eben schon dargestellt: Abhängig vom Stadium der Hufrehe beim Pferd unterscheiden sich auch die Symptome. Wichtig ist es für die Behandlung, die Erkrankung so früh wie möglich zu erkennen und anschließend die Therapie zu beginnen. Wir haben hier darum einmal die einzelnen Krankheitsphasen aufgeschlüsselt:

Vorläuferstadium / Initialstadium

- Leichte Entzündung der Huflederhaut
- Beine werden immer wieder entlastet
- Huf wird nur zögerlich gegeben
- Anlehnung an den Reiter/Schmied beim Hufegeben
- Leichte Lahmheit im Schritt und Trab (v.a. auf hartem Boden und engen Wendungen sichtbar)
- Hufe sind leicht erwärmt

Akutes Stadium- Akuter Schub der Hufrehe mit deutlicher Verschlechterung
- Deutliche Lahmheit
- Bewegungsunlust
- Sägebockstellung (die Beine vom Körper weggestreckt)
- Hufe sind beim Anfassen deutlich erwärmt und pulsieren
Chronisches Stadium- Bei Nichtbehandlung eines akuten Schubs (schon nach 48 bis 72 Stunden)
- Ohne Symptomatik: Manche Pferde sind asymptomatisch bis zum nächsten Schub
- Mit abgeschwächter Symptomatik:
- Dauerhaftes Lahmen
- Sägebockstellung
- Apathie
- Appetitlosigkeit
- Häufiges Liegen
- Kalte Hufe
- Verbreiterung der weißen Linie an der Hufsohle
- Reheringe (Wölbungen in der Hufwand)

Unbehandelte Hufrehe kann dazu führen, dass das Tier nur noch liegt und die Beine dabei ausstreckt.

Unbehandelte Hufrehe kann dazu führen, dass das Tier nur noch liegt und die Beine dabei ausstreckt.

Bleibt das Rehe-Pferd weiterhin unbehandelt, verschlimmert sich die Erkrankung in der Regel über die Zeit. So kann es dazu führen, dass das Tier nur noch liegt und die Beine dabei ausstreckt. Zudem verschlimmern sich Lahmheit, Appetitlosigkeit und die anderen Symptome des chronischen Stadiums. Im schlimmsten Fall kommt es zum Ausschuhen.

Dabei löst sich die Hornkapsel vollständig ab. Diese wächst zwar nach, das ist aber ein sehr langer Prozess, bei dem das Hufhorn extrem geschont werden muss. Zudem kann es dabei zu starken Deformationen kommen, die andere Fehlstellungen und Verformungen zur Folge haben können. Auch ein Sohlendurchbruch – wobei die Hufbeinspitze durch die Sohle durchbricht – ist bei Nichtbehandlung möglich. 

Ursachenforschung: Wie entsteht Hufrehe beim Pferd?

Die Huflederhaut entzündet sich im Grunde immer erst einmal durch eine Überbelastung auf den Huf. Diese wiederum kann allerdings ganz unterschiedliche Ursachen haben. Um also einer Hufrehe beim Pferd vorzubeugen, wollen wir diese einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Futterrehe- Häufigste Form der Hufrehe beim Pferd
- Falsche Fütterung hatte eine Übersäuerung zur Folge, welche dafür sorgt, dass sich die Durchblutung des Hufes reduziert
- Grund: zu protein-/kohlenhydratreiches Futter
- Weiterlesen: Futtermenge fürs Pferd
Belastungsrehe- Über-/Unterbelastung des Bewegungsapparats führt zu einer gestörten Blutzirkulation
- Grund: langes Laufen/Stehen auf harten Böden, übermäßiges Schonen des Bewegungsapparats
- Sonderform: Stallrehe (bei zu langen Stallphasen)
Vergiftungsrehe- Toxine gelangen über das Blut in den Huf
- Grund: Aufnahme von Giftpflanzen, ggf. auch als Reaktion auf Impfungen oder Wurmkuren, Parasiten
- Weiterlesen: Pferdeweide
Geburtsrehe- Teile der Nachgeburt bleiben in der Gebärmutter und Endotoxine gelangen über das Blut zum Huf
- Grund: Plazenta wurde nicht vollständig ausgeworfen, Schleimhautentzündung in der Gebärmutter
Übergewicht- Überbelastung des Hufs durch Übergewicht führt zu gestörter Blutzirkulation
- Grund: Haltungsfehler, zu wenig Bewegung, zu energiereiche Nahrung
- Weiterlesen: Pferde-Gewicht
Borreliose- Durch einen Zeckenstich wird Borreliose übertragen, welcher Hufrehe beim Pferd auslösen kann
- Grund: Borreliose-Infektion löst Infektion der Huflederhaut aus, Pferd wurde nicht gegen das Virus geimpft
Equines Cushing Syndrom (ECS)- Cushing stört das Herz-Kreislauf-System und es erreicht weniger Blut den Huf
- Grund: Durch die Immunschwäche wird das Pferd empfindlicher für Hufrehe, durch einen zu hohen Zuckergehalt im Blut wird der Körper übersäuert
- Weiterlesen: Cushing bei Pferden
Equines Metabolisches Syndrom (EMS)- Stoffwechselstörung beeinflusst den Zuckergehalt im Blut, welcher sich negativ auf die Hufgesundheit auswirkt
- Grund: Übergewicht, Fetteinlagerungen

Im Grunde ist Hufrehe beim Pferd also immer auf eine Störung des Stoffwechsels zurückzuführen. Deren Ursache wiederum variiert. Neben den oben genannten kann zum Beispiel auch die übermäßige Aufnahme kalten Wassers in den erwärmten Körper schädlich sein. Zudem führen teilweise Koliken und andere Infektionen zu einer Entzündung der Huflederhaut. 

Therapie: Wie das Hufrehe-Pferd behandeln?

Wie Hufrehe beim Pferd behandelt wird, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So ist es entscheidend, in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet und wie stark die Schmerzen sind. Um das aber festzustellen, braucht es einen ausführlichen Diagnoseprozess. Was dieser konkret umfasst und wie er abläuft, erklären wir Ihnen gleich. Zunächst wollen wir Ihnen aber einen kurzen Leitfaden geben, wie Sie sich im akuten Verdachtsfall am besten verhalten. 

SOS: Akute Behandlung

Es besteht ein akuter Verdacht, dass Ihr Pferd Hufrehe hat? Dann handeln Sie schnell. Als Erstes sollten Sie unbedingt den Tierarzt benachrichtigen. Dieser wird dann die fortlaufende Therapie bestimmen. Noch während er auf dem Weg ist, beginnen Sie damit den dazu führen, dass das Tier nur noch liegt und die Beine dabei ausstreckt. Dazu am besten das betroffene Bein in einen Eimer mit Eiswasser stellen. Sind die Würfel so gut wie geschmolzen, füllen Sie neue nach (meist alle 3 bis 5 Stunden).

Kühlen, kühlen und nochmals kühlen. Am besten im Eimer mit Eiswasser.

Die Pferdehufe mit Wasser kühlen

Zudem können Sie sich erste Gedanken über mögliche Ursachen machen. Das erleichtert später die Behandlung. Gleichermaßen sollten diese Gründe nun weitestgehend vermieden werden, also zum Beispiel keine Belastung auf das Bein und/oder kein Kraftfutter geben.

Trifft der Tierarzt ein, wird er zunächst in der Regel einige Maßnahmen durchführen, um die akute Situation zu verbessern. Dazu zählen Schmerz- und Beruhigungsmittel. Gegebenenfalls kann auch ein Abführmittel zum Einsatz kommen oder eine intravenöse Flüssigkeit gespritzt werden. Ist die Hufrehe beim Pferd schon fortgeschritten, wird die Zehenwand häufig entfernt, sodass das Entzündungssekret abfließen kann. Anschließend legt man einen Hufverband an, um Infektionen vorzubeugen. 

Diagnose: So wird Hufrehe beim Pferd festgestellt

Ist das Hufrehe-Pferd erst einmal versorgt, beginnt der eigentliche Diagnoseprozess. Dabei werden zunächst einschlägige Lahmheitsuntersuchungen durchgeführt. Mittels einer Hufzange prüft der Tierarzt z.B. die Empfindlichkeit der Zehen. Liegt eine Erkrankung vor, reagieren die Pferde meist durch Entziehen des Beins.

Mit der Hufzange wird die Empfindlichkeit der Zehen geprüft

Mit der Hufzange wird die Empfindlichkeit der Zehen geprüft

Zusätzlich wird der Huf inzwischen geröntgt. So kann der Tierarzt feststellen, inwieweit sich das Hufhorn möglicherweise schon verformt hat und wie es sich mit dem Zustand der Hornkapsel verhält. Basierend auf diesen Ergebnissen kann das Stadium der Hufrehe beim Pferd abgeleitet und die entsprechende Therapie begonnen werden. 

Behandlung: Was sind die nächsten Schritte?

Die Therapie bei einem Hufrehe-Fall besteht aus zwei Ebenen: Einerseits gilt es die Entzündung zu bekämpfen, andererseits die Ursache ausfindig zu machen und zu beseitigen. Denn nur mit dem letzteren Schritt kann ein weiterer Schub vermieden werden. Um jedoch zunächst die Huflederhaut zu beruhigen und die Schwellung zu mildern, werden Entzündungshemmer gegeben. Dadurch verringert sich der Druck im Horn und die Schmerzen lassen gleichermaßen nach. Außerdem werden oft Blutverdünner eingesetzt, um den Mineralienaustausch im Huf anzuregen.

Nun gilt es zu kühlen. Gepaart mit einem Reheverband, wie oben beschrieben, stehen die Chancen gut, dass sich die Entzündung wieder beruhigt. Wichtig ist während des Heilungsprozesses ein weicher Untergrund, der die Hufe nicht zu sehr belastet. Wie gut sich das Hufrehe-Pferd erholt, hängt dabei maßgeblich vom Stadium der Krankheit zum Zeitpunkt der Behandlung ab.

Hat sich das Hufbein nicht oder nur geringfügig rotiert, kann das Tier meist wieder wie vorher gearbeitet und bewegt werden. Bei schwereren Verläufen hingegen kann es sein, dass das Pferd anschließend unreitbar wird, da die Belastung zu viel für das Bein wäre. Hier ist es wichtig, nah mit Ihrem Veterinär zusammenzuarbeiten. Aber Achtung! Auch wenn sich Ihr Pferd komplett erholt hat, bleibt es weiterhin anfällig für erneute Schübe. Haben Sie also unbedingt ein wachsames Auge auf die Symptome! 

Wichtig: Reheverband anlegen

Dem Pferd wird ein Reheverband angelegt

Den Huf entlasten mit einem Rehe-Beschlag

Hat das Hufbein seine Position in der Hufkapsel durch einen Reheschub verändert, kann das schmerzhafte Folgen für das Pferd haben. Denn in diesem Zusammenhang kommt es oft zu einer Überbelastung verschiedener Areale vor allem im Bereich der Hufspitze. Um diese auszugleichen, kann ein spezieller Rehe-Beschlag helfen. Aber Achtung: Dieser sollte nie in einer akuten Phase, sondern erst einige Wochen danach angebracht werden.

Der Beschlag spart den Zehenbereich oft aus, um ihn zu schonen und zu entlasten. An sich wird er aber ganz individuell an das erkrankte Pferd angepasst. Ihr Hufschmied wird anhand eines Röntgenbildes ermitteln, welche Stellen des Hufs besonders belastet werden und wie hier ein Ausgleich vorgenommen werden kann. Diese Umverteilung sorgt dafür, dass sich das Pferd wieder normal(er) bewegen kann.

Wichtig ist dafür vor allem, dass der Druck auf den vorderen Bereich des Hufes, also der Spitze, reduziert wird. Stattdessen soll sich das Pferd auf die Fersen lehnen. Gleichzeitig geht es darum, den restlichen Huf zu schützen sowie die Zehenwand und die tiefe Beugesehne zu entlasten.

Fütterung eines Hufrehe-Pferdes

Wir haben es zuvor schon erwähnt: Die Futterrehe ist die häufigste Form der Hufrehe, die hierzulande auftritt. Damit ein weiterer Schub also ausbleibt, ist es essenziell, dass Sie die Fütterung Ihres Pferdes umstellen. Auch hier sollten Sie am besten mit Ihrem Tiermediziner Rücksprache halten. Denn dieser kennt Ihr Tier am besten und kann eine individuell angepasste Lösung finden.

Fest steht aber auf jeden Fall, dass ein Hufrehe-Pferd möglichst fruktanarm ernährt werden sollte. Das bedeutet, dass Sie frisch gemähte sowie sehr hohe Weiden meiden sollten. Am besten begrenzen Sie die Zeit auf der Wiese generell und füttern lieber stärke- sowie zuckerarmes Raufutter zu. Der Schwefelhaushalt kann durch die zusätzliche Gabe von MSM ausgeglichen werden. Übergewicht und Fettanlagerungen sollten mit einer strikten Diät abgebaut werden.

Übrigens: Nicht nur die Futterumstellung nach der Reheerkrankung ist wichtig. Sie können Ihr Pferd auch während des Heilungsprozesses mit einigen Kräutern gezielt unterstützen. Brennnessel beispielsweise kann die Durchblutung anregen und gleichzeitig Schmerzen lindern. Am besten verwenden Sie hierzu einen Tee. Dieser kann zusätzlich auch Ingwer und Weidenröschen enthalten. Frisch geben können Sie außerdem Hopfen, Schafgarbe und Hagebutte. Aber Achtung! Alle diese Kräuter sollten nur nach Absprache mit Ihrem Veterinär verfüttert werden. Je nach verwendeten Medikamenten kann es hier sonst zu unerwünschten Wechselwirkungen kommen! 

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Vorbeugen: Was tun gegen Hufrehe beim Pferd?

Hufrehe kann bei Pferden durchaus gefährlich sein und gravierende Langzeitfolgen wie anhaltende Lahmheit mit sich bringen. Doch kann der Erkrankung generell vorgebeugt werden? Die Antwort ist jein. Achten Sie auf einige grundlegende Sachen, sinkt das Risiko deutlich. Ausgeschlossen werden kann es hingegen nie.

Um Hufrehe beim Pferd vorzubeugen, halten Sie sich am besten an folgende Faustregeln:

  • Futter angepasst geben (vor allem auf Kohlenhydrat- und Zuckergehalt achten)
  • Leckerlis reduzieren (einschließlich zu viel Obst)
  • Stärkehaltiges Futter reduzieren/weglassen
  • Bei übergewichtigen Pferden auf junges Gras verzichten (zu hoher Fruktananteil)
  • Heu auf Schimmel-, Pilzbefall sowie Giftpflanzen untersuchen
  • Abgestimmten Trainingsplan erstellen
  • Regelmäßige Kontrollgänge auf der Weide, um Giftpflanzen zu eliminieren
  • Hufe gut pflegen (einschließlich Beschlag bzw. Bearbeitung des Barhufs)
  • Regelmäßige Tierarztbesuche (v.a. auch vorbeugend für Cushing und EMS)
  • Ggf. Impfung gegen Borreliose
  • Stute nach Geburt gut beobachten und Plazenta auf Vollständigkeit prüfen
  • Bodenbelag in der Box prüfen und ggf. durch weichere Variante ersetzen

Neben diesen Grundsätzen ist es wichtig, die Hufgesundheit regelmäßig zu prüfen. Dazu schauen Sie sich das Horn einmal äußerlich an und tasten es auf Auffälligkeiten ab. Longieren Sie das Tier zudem ab und an, um Lahmheiten frühzeitig zu erkennen. Denn das A und O ist und bleibt, die Hufrehe beim Pferd frühzeitig zu erkennen.

Weiterführende Links

https://de.wikipedia.org/wiki/Ausschuhen
https://www.pferdeklinik-aschheim.de/hufrehe-beim-pferd/
https://www.tierspital.uzh.ch/de/Pferde/pferdechirurgie/Dienstleistungen/1-Hufrehe.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Hufrehe
https://www.pferdeklinik-aschheim.de/hufrehe-pferd/